en woke - ein Blogstück

von David Gieselmann

Hegen wir nicht alle insgeheim manchmal den Wunsch des ultra-aktuellen „Zeitstückes“? Das Drama zum Fynn-Kliemann-Rant, der Auftritt der Erklärbärs Habeck, der den Ingebor-Bachmann-Preis gewinnt? Die Fusion von Gender- und Lady- im Radio Gaga, der gecancelte Dialog über die Cancel-Culture oder der woke-phobe documenta-Abgesang von Bazon Brock als griechischen Chor? 

Seien wir ehrlich: Ja. (Lest bitte auch weiter, wenn Eure Antwort nun „nein“ gewesen ist).

Logo_sizeDie Schwierigkeit des Zeitstückes ist natürlich weniger das Stück, sondern mehr die Zeit, denn die ist schnell, und sobald wir schreiben, und bis Lektor:innen und Dramaturg:innen lesen, Stücke auf den Spielplan gehoben und schliesslich gespielt werden, ist das Brandaktuelle längst der Blitz-Historisierung anheim gefallen, und nichts ist undramatischer als der Schnee von gestern, denn der ist eine Pfütze, in der nicht erzählt ist, ob sie ein Schneemann, Regen, Hagel oder eine umgestossene Wodkaflasche war - man muss also schneller werden.

Banner05Als ich darüber nachdachte, wie ich schneller werden kann, habe ich mich an ein Stück von mir erinnert: Mit dem Online-Theater „Hanna Silber“ im Lockdown vor zwei Jahren habe ich zwangsläufig den Weg von mir als Autoren zu Schauspieler:innen und Aufführung verkürzt und Texte für insgesamt 52 Schauspieler:innen geschrieben, diese Texte und das Konzept der Figuren vor ihren Kameras war Dramaturgie, Inszenierung und Produktion gleichzeitig . < HIER > der Link zu den 47 Kurzfilmen. 

Daher möchte ich den Produktionsweg für einen zeitgeistigen Szenenreigen bis zur Bühne straffen und wieder direkt mit Schauspieler:innen arbeiten; aber dieses Mal nicht im Internet: Mitte Juni habe ich angefangen, Szenen für diese Stück  hier, „en woke“, zu schreiben. Diese Szenen haben den Charakter von Modulen und lassen sich je nach Cast und thematischer Gewichtung zu Fassungen für die jeweils beteiligten Schauspieler:innen montieren. Und diese Fassungen möchte ich dann in szenischen Lesungen an an allen möglichen Theatern präsentieren - in Aachen dann zum Beispiel ergänzt mit Szenen über die die Aachener Umweltpolitik oder in Göttingen über eine dortige eine Provinzposse  - jede Veranstaltung mit "en woke" ist dann eine Uraufführung. Buchen Sie daher noch heute ihre exklusive Urlesung von "en woke" an ihrem Haus - es bräuchte einen Raum, mindestens zwei Schauspieler:innen und mich; aber also mich bringe ich mit.

Anfragen jeglicher Art gerne an: [email protected]


Der blaue Haken

Anschluss-Tags #elonmusk #twitter #okboomer #socialmedia #twitter

 

A     Ich bin Elon Musk.

B     Das kann ja jeder behaupten.

A     Ich bin es wirklich.

B     Irgendwelche Beweise?

A     Hier ist mein blauer Haken.

B     Blauer Haken, ha!

A     Ich BIN Elon Musk.

C     Ich bin auch Elon Musk. Ich habe auch einen blauen Haken.

A     Ich kann dir gleich mal zeigen, was eine Harke ist, ich bin Elon Musk.

B     Ich bin Brian, und meine Frau ist auch Brian.

D     Ich bin Elon Musk.

C     Ich habe auch blaue Häken für Barack Obama, Marlene Dietrich und Jaques Chirac.

B     Die beiden letzt Genannten -

A     Hahaha.

B     - Marlene Dietrich und Jacque Chirac -

A     Ich bin Elon Musk.

B     Sind beide tot.

D     Ich bin Elon Musk.

C     Wie können sie tot sein, wenn ich blaue Haken für sie habe.

B     Das ist ja gerade der Haken.

A     Ich bin Elon Musk.

D     Ich bin Elon Musk.

B     Seit man den Haken kaufen kann -

D     Wissen die Leute eigentlich, was ein blauer Haken ist?

B     Mit dem Haken wird ein Account verifiziert.

D     Man zeigt, wer man ist, und der Haken beweist, dass man es ist.

A     Ich bin Elon Musk.

D     Ich bin Elon Musk.

B     Bisher aber nun kann man ihn kaufen.

D     Den Haken.

B     Und kann alles mögliche sein, viele Menschen.

D     Kann man sein.

A     Ich bin Elon Musk.

D     Ich bin Elon Musk.

B     Ich bin Elon Musk.

C     Ich bin Jaques Chirac.

A     Ich bin Britney Spears.

C     Ich bin Marlene -

B     Ich bin Christina -

A     Ich bin Christina -

C     - Dietrich.

B     - Aguilera.

A     - Applegate.

D     Ich bin Helmut Kohl.

B     Wer ist eigentlich Jacques Chirac?

C     Ok Boomer.

A     Ich bin nicht Hamlet.

C     Ich bin Susanna Hoffs.

A     Ich bin nicht Schiller.

C     Ich bin Susan Sarandon.

A     Ich bin nicht Göthe.

D     Ich bin Anke Engelke.

C     Tou Tou Tou Tou Tou Tou Touch Me.

A     Ich bin nicht Grimmelshausen.

C     Wer ist eigentlich Susanna Hoffs?

B     Ich bin Lukas Podolski.

C     Die Sängerin von den Bangles.

A     Ich bin nicht Hamlet.

D     Ich bin Torsten Sträter.

B     Bangles?

C     Ich bin Günther Grass.

D     Ich bin Olaf Schubert.

C     Eine Band.

A     Ich bin Elon Musk.

C     Die hatten Hits wie -

B     Ich bin Elon Musk.

D     Ich bin sehr viele Comedians.

C     Manic Monday.

B     Ich bin Brian -

C     Walk Like An Egyptian.

B     - und meine Frau ist auch Brian.

C     Und nicht zuletzt -

A     (singt Eternal Flame) Close your eyes.

C     Eternal Flame.

A     (singt Eternal Flame) Gimme Your Hand, Darlin.

D     (singt Eternal Flame) Do you feel my heart beating?

A     (singt Eternal Flame) Ich bin Elon Musk.

D     (singt Eternal Flame) Do you feel the same?

A     (singt Eternal Flame) Or am I only Trump?

C     (singt Eternal Flame) Or is this burning!

A / D (singt Eternal Flame) BURNING.

A / C / D (singt Eternal Flame) An eternal flame!

B     Und meine Frau ist auch Elon.

A     Ich bin Susanna Hoffs.

B     Und meine Frau auch.

C     Brian.

D     Schleudert den Purschen zu Poden.

B     Und meine Frau auch.

D     Schwanzus Longus.

B     Ich bin auch Lukas Podolski.

A     Ich bin Sabine Leuthäuser-Schnarrenberger.

B     Ich bin Christian Lindner.

C     Ich bin Harry Potter.

D     Ich bin Pontius Pilatus.

A     Ich bin Napeon Bonaparte.

B     I bimms.

C     (singt Anti Heroe von Taylor Swift) It’s me.

D     Ich bin Donald -

C     (singt Anti Heroe von Taylor Swift) Hi!

D     - Trump, und meine Frau ist auch Brian.

C     (singt Anti Heroe von Taylor Swift) I’m the problem it’s me.

A     Ich bin Olaf Scholz.

B     Ich bin Angela Merkel.

C     (singt Anti Heroe von Taylor Swift) It’s me.

B     I bimms.

C     (singt Anti Heroe von Taylor Swift) Hi.

D     Ich bin Sigmar Gabriel, Helmut Schmidt, Gerhard Schröder und 22 weitere SPD-Politiker:innen.

C     (singt Anti Heroe von Taylor Swift) I’m the problem it’s me.

B     Gendergaga.

A     Ich bin Lady Gaga.

B     (singt Radio Gaga) Radio Gugu.

C     Ich bin Taylor Swift.

Maxresdefault

D     Darunter auch Willy Kühnert und Kevin Brandt.

A     Ich bin Elon Musk.

B     Ich bin Elton John.

A     Ich bin Elon Musk.

C     Ich bin Elton -

D     Der von Stefan?

C     Raab.

A     Ich bin Elon.

C     Ja.

B     Musk.

D     Ich bin.

C     Bin ich.

D     Ich denke.

A     Also bin.

D     Ich.

C     Ich denke also bin ich nicht Elon Musk.

A     Ich denke nicht.

C     Dann bist du.

D     Elon.

C     Musk.

A     Bin ich.

B     Und wie viele wenn.

A     Jaja.

B     Ich bin.

C     I bimms.

A     Jaja.

B     Elon.

A     Jaja.

C     I bimms.

A     Ach?

B     Ich.

A     Ja?

C     (singt Anti Heroe von Taylor Swift) It’s me.

B     Bin.

C     (singt Anti Heroe von Taylor Swift) Hi.

B     Jean.

C     (singt Anti Heroe von Taylor Swift) I’m.

B     Luc.

C     (singt Anti Heroe von Taylor Swift) The.

D     Ich.

C     Prob.

B     Pi.

C     Lem.

B     Card.

C     I’m the problem.

B     Jean Luc Picard.

D     Elon.

A     Musk I Mrs Sophie?

Maxresdefault

Anschluss-Tags #elonmusk #twitter #okboomer #picard #taylorswift

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung und Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Abschnitte. Das Recht der deutschsprachigen Aufführung ist nur von David Gieselmann / [email protected] zu erwerben.


Britney

Anschluss-Tags #britney #freiheit #instagram #emazipation

 

Seit Britney Spears frei ist, wirkt sie viel unfreier.

Wirkt sie VIEL unfreier.

Viel unfreier, ja -

VIEL

Sie zeigt sich halbnackt in ihrem Instafeed, tanzt wie unter Zwang und schaut in einer Art Wahnzustand in die Kamera. Sie verhält sich so, als stünde sie unter einer fremden Macht, dabei ist, was sie tut, alles was sie tut, Ausdruck einer befreiten Person, einer befreiten Britney Spears -

- die nicht mehr unter der Fittiche ihres Vaters steht und eben, ja, tun und lassen kann, was sie will.

- tun und lassen kann, was sie will.

Ist das eine Emanzipation, eine Form der Emanzipation?

Wenn wir, wenn wir das sehen, ihr Verhalten als unfrei empfinden, wer muss dann hier sein Freiheitsverständnis hinterfragen? Wir oder Britney? Und ist die Freiheit, die wir dann aus dieser Fragestellung heraus schälen, eine andere Formulierung für

„LEAVE BRITNEY ALONE!“ -

- nun, wohl auch nicht ganz -

- nun wohl auch nicht ganz, ja, denn Britney alleine zu lassen, ist kein Weg, der uns zur Verfügung steht, wir können sie ignorieren und ihr zum Beispiel nicht mehr folgen, aber das hätte ja, selbst wenn ganz viele dies täten, nicht zur Folge, dass sie dort auf Instragram nichts mehr aussenden würde. Weniger würden es sehen, das ja, aber ihr Verhalten dort auf Instagram ist nicht das Verhalten einer allein gelassenen Person, es ist ein öffentliches Verhalten und schon an diesem Punkt könnte man sagen, es ist per se nicht ganz frei, weil es immer unter dem dem Aspekt inszeniert wird, dass jemand es anschauen wird. Das ist ganz unabhängig von Britney das Wesen dieser Plattform „Instagram“, und dennoch ist wiederum das Aussenden von Britney auch das Wesen von Britney, das ist ihr Schicksal, das ist so, was will sie machen, sie kann nicht, ob sie will oder nicht, nicht aussenden. Sie kann nicht nicht aussenden.

Sie sendet
und sendet
und sendet

Ich sagte ja: Sie kann nicht nicht aussenden.


Kannst Du Dich erinnern?

Ich erinnere mich gut … wo … woran?

Ihren ersten Hit.

Hit me Baby One more time

Später dann kamen dann

Sometimes

You drive me crazy

Born to make you happy

From the bottom of my broken heart

Und dann: Oops, I did it again

Oops war ursprünglich ein Wort der Fernsehsendung "dingsda". Wenn die Kinder, die dort Begriffe umschrieben, welche Prominente raten mußten, das zu umschreibende Wort benutzten, dann wurde es durch "oops" ersetzt. Um die Jahrtausendwende übersetzte -> Britney Spears das Wort für sich und brachte das Lied "Oops, I did it again" heraus. Unnötiger Weise entbrannte anhand dieses Songs ein Streit darüber, wie man "oops" nun vom englischen ins Deutsche rückübertragen könnte. 2001 schlug der renommierte Übersetzer David Gieselmann vor, den Liedtitel so zu übertragen: "Heititei, ich tat es schon wieder". Dieser Vorschlag wurde aber von kleinkarierten Silbenzählern abgeschmettert. Der damalige Popbeauftragte Dietmar -> Poppeling gab als offizielle Übersetzung der Bundesregierung 2002 "Hui, schon wieder passiert" aus, welche sich aber in der Poppraxis kaum durchzusetzen vermochte. Als stabilste und tatsächlich im alltäglichen Gebrauch verwendete Fassungen entstanden 2003 die Übersetzungen "Hoppla, ich bin doch ein Schelm" und "Hopsassa, ich tat es erneut".

IMG_1265Die Frage, wie frei eine Frau wie Britney Spears sein kann, sieht man einmal von der Tatsache ab, dass keine Frau wie Britney Spears existiert, und wie Britney Spears dementsprechend nur eine Frau ist - nämlich Britney Spears selber -, diese Frage also, wie frei diese einzigartige Britney sein kann, ist natürlich von zeitdiagnostischem Belang. Doch wer ist Britney? Marty Mc Fly, what ever you do: Don’t go to 2021. Heititei, ich tat es schon wieder. Britney ist jedenfalls inzwischen ein Gefäss, eine weiße Leinwand für popkulturelle Gedanken und gleichzeitig ein Indika- und KatalysaTOR für die Frage, ob etwas ein popkultureller Gedankengang ist. Spoiler Alert: Fast alles ist dies. Da steht sie nun, der arme IndikaTOR, und ist so klug als wie zuvor. Indikatoren stellen innerhalb der empirischen Sozialforschung eine begrenzte Stichprobe aus der Menge derjenigen empirisch prüfbaren Sachverhalte dar, welche ein theoretischer Begriff durch seine Bedeutung abdeckt. Und insofern, was immer man von ihrer Musik halten mag, und ich, das sei hier eingeworfen, ich auch, halte von ihrer Musik sehr viel, aber wie gesagt, auch wenn dem anders wäre, muss man ihre Standhaftigkeit und Relevanz innerhalb einer globalisierten Popkulturlandschaft über mehrer Jahrzehnte und trotz jahrelanger Entmündigung bewundern. Und in dieser Sichtweise und daher also konsequenter Weise als erwiesen ansehen muss man ihren Kahlschlag des eigenen Kopfes, als sie sich also die Haare abrasiert hat, als einen emanzipatorischen Akt ansehen. Emanzipatorisch in dem Falle also aber nicht nur für Britney als Frau - sondern auch Britney als Popstar, die die Kontrolle über ihr öffentliches Bild wieder erlangt, in dem sie selber Bilder produziert, von sich produziert und verbreiten lässt, in dem sie erstmalig (wieder) so aussieht, wie alleine sie jenseits von Styleberater:innen aussehen will und dann eben auch aussieht. Wie sang sie doch noch in „I’m a slave for youu“? Sie sang: „I'm a slave 4 U / I cannot hold it / I cannot control it / I’m a slave 4 U / I won't deny it / I’m not trying to hide it.“ - und mit dem Kahlschlag eben wurde sie, vielleicht auch nur kurzfristig, aber durch die Öffnung eines Optionsraumes eben doch mittel-, wenn nicht gar längerfristig zur Herrin ihrer eigenen Bilder. „All you people look at me like I'm a little girl/ Well did you ever think it'd be okay / For me to step into in this world.“ - vielleicht ist gar dieses Lied emanzipatorisch? Ich bin jedenfalls der Meinung, und ich sage das hier in aller Deutlichkeit und unterstreiche das auch hier noch mal mit symbolisch dickem, rotem Filzstift, dass wenn dies im wie geschilderten Sinne ein emanzipatorischer Akt war, dass Britney sich die Haare raufte, sorry scherte, dass sich dieser dann auch auf unser Dasein in dieser pop-geprägten Gegenwart auswirkt, denn wir, heute, produzieren alle Bilder unserer Selbst, und wir haben uns nie befreit von irgendwas, weniger noch: Wir haben nie gemerkt, dass wir es müssten, wir fristen unser Dasein im Optionskorridor der sozialen Medien, und sind Opfer der dort begrenzten Möglichkeiten. Erst wenn wir merken, dass die Bilder, die wir von uns selber erzählen, zu allererst etwas über das Medium erzählen, auf dem wir sie zu Narrativen stilisieren, erst dann sind wir in der Lage, uns exakt dagegen zu wehren, und wenn wir diesen popkulturell emanzipatorischen Akt des digitalen Detox auch für uns erkennen, sind wir in der Lage sind, ihn zu überwinden, und exakt dabei kann uns eben, auch wenn Sie sich diesen Abend hier fünf Mal ansehen, dabei kann uns eben Britney mehr helfen, als dieses hilflose Stück. Dies ist ja eh kein STÜCK. AGITPROP. DIES IST KEIN STÜCK. DIES IST NUR EIN STÜCK DESSEN, WAS IN LETZER KONSEQUENZ DIE EMANZIPATION VON UNSEREN OPTIONSKORRIDOREN DER SOZIALEN MEDIEN - hahaha! Als wären diese Medien, die wir sozial nennen, per se sozial, ZU SEIN HAT. Auch so ein Wort unserer heisslebigen, internetten Gesellschaft: FRAMING. Wir müssen uns aus den NARRATIVEN und FRAMINGS des 21. und 22. Jahrs des 21. Jahrhunderts befreien, und es sind diese Befreiungsmomente, diese Emanzipation, diese Aufklärung 2.0, die wir von Britney lernen können, und die vielen so Angst macht, heute: Gendergaga, fluide Geschlechter, gleiche Rechte für Alle, Diversität - alles das verlangt den Menschen, die das nicht als drängend betrachten, etwas ab, und sie wollen, ob sie wissen, ob sie wollen oder nicht, spielt dabei keine Rolle, sie wollen die Rollen, die ihren Framings und Narrativen entsprechen, die Rollen für Alle in diesen Narrativen, bewahren, betonieren, verteidigen, und viele von diesen Bewahrer:innen, Betonierer:innen, Verteidiger:innen merken gar nicht, wie REAKTIONÄR ihr Gebaren, ihr starres Festhalten, ihr Betonieren, Verteidigen, Bewahren ist. Und sie wissen wohl möglich nicht einmal, nicht nur nicht, warum, nicht einmal, WAS sie bewahren wollen, und sie verlieren aus den Augen damit auch WIE Sie bewahren wollen. Denn ihr WIE ist noch reaktionärer als ihr WAS. Und da koppeln wir wieder zurück zur Britney Spears, Mcfly
BRITNEY, Marty Mc Fly, what ever you do: Don’t go to 2021, bitch, Britney, it’s Britney Bitch, die Rück-Koppelung besteht darin, wie … erinnern Sie sich an die befreite Britney, die wieder tun und lassen konnte, was sie wollte, Ende 2021, erinnern Sie sich, eine Frau, die 13 Jahre lang unter der Vorherrschaft ihres Vaters stand, und die jetzt auf einmal wieder Dinge tun darf, die nicht mehr alles, was sie tut, mit ihrem Vater besprechen muss, die stellt auf einmal fest: Ich bin nicht nur Britney Bitch, ich bin WTF Millionärin, und ich kann fucking alles auf der Welt tun. Und sie fliegt rum und macht fast nackte Bilder von sich von ihrem Körper, ihre Befreiung ist die Befreiung einer wirklich lange nicht Befreiten, und sie räkelt sich halb nackt am Strand, bedeckt ihre Brüste auf instagram mit goldenen Sternen aus dem Preset-Filtern der Filterblase der Kilogramm-schweren instant-plattform instagram, und sie trinkt Drinks mit ihrem Verlobten, am Strand, an Bars, im Flieger, die hat halt ein Charterflugzeug und fliegt herum, und okay, sie mag dabei den Klimawandel dezent übersehen, aber wie soll sich eine doppelt befreite Millionärin angesichts der inneren und äußeren Gefängnisse, aus denen sie sich befreit hat, wie soll sie denn die Freiheit spüren? Dann spürt sie eben die Freiheit dadurch, dass sie mit ihrem Privatflugzeug durch die Gegend fliegt. Die noch nicht freie Britney verbreitete ja noch viel bizarrere Botschaften über die sozial genannten Kanäle, wenn es denn überhaupt Botschaften waren, im Fitness-Studio mit Ringen unter den Augen, mit Stolz auf etwas, das wir nicht sehen konnten.

Anschluss-Tags #britney #freiheit #instagram #backtothefuture

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung und Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Abschnitte. Das Recht der deutschsprachigen Aufführung ist nur von David Gieselmann / Wohlwillstr. 4 / 20359 Hamburg / [email protected] zu erwerben.

 


Vapor

Anschluss-Tags #aneignung #vaporizer #theater #drogen

Da stehen die Kunstschaffenden, hören Sie ihn, da stehen gestandene Künstler:innen auf Stehparties mit Fingerfood und neben dem Fingerfoodplates, an denen man sein Weinglas einhängt, haben sie noch zwischenzeitlich in der anderen Hand hochgradig komplizierte elektronische Apparaturen, Vaporizer, in Taschen oder in wie gesagt der zweiten Hand, Apparaturen also, die Gras auf 180 Grad erhitzen, den Dampf wieder abkühlen und also smoothen Haschischdampf inhalieren lassen, der soft durch die Gehirne weht, und eigentlich so etwas wie die Molekularküche für Kiffende sind. Geräte mit Displays. Hören Sie ihn.

Ist denn das Gras dann aber auch Fair Trade?

Das hat jetzt erst einmal nichts mit den Geräten zu tun.

IMG_0423Und aber über diese Geräte tauschen diese Menschen sich aus. Gut aussehende Kunstschaffende, alle die sehen gut aus, und sie stehen da und sehen gut aus und tauschen sich aus und zeigen sich gegenseitig ihre Vaporizer. die diesen smoothen Grasdampf erzeugen, und tauschen sich über sie aus. Wie über Siebträgermaschinen und über guten Espresso tauschen diese stehenden, gestandenen, gut aussehenden Künstler:innen sich aus, und dann klingen die Gespräche auf einmal wie damals die, die sind schon fast wieder out, Gespräche über Viererketten und Umschaltspiel, diese Männer also, die solche Viererkettengespräche führen, die letztlich dem Fussball den Zufall austreiben wollen, so wollen die gut aussehenden Künstler:innen, Tatortschauspieler:innen zum Beispiel, den Drogen das Risiko austreiben.

Und da stehen Sie nun und unterhalten sich.

Da unterstehen Sie sich nun und halten sich.

Da stehen sie nun und nichts unterhält sie.

Da stehen sie nun und nicht hält sie.

Und sie unterhalten sich darüber, was die Welt,
im Innersten zusammen hält

Stehen da, ständig, stetig, unstrittig.

Sagen sie auch sowas wie
Neben den Vaporizern

wie

Das wird man ja wohl noch mal, man weiß ja gar nicht, WAS, sagen dürfen, was man noch sagen darf, da wird der Korridor, noch mal sagen dürfen, da wird der Korridor, sind Sie nicht auch, meiner kann ausserdem anzeigen, und man kann das anpassen, wird man ja noch mal anzeigen dürfen, die Temperatur, dann mache ich zum Beispiel das klassische Dope ein wenig heisser als das Gras. Dope reichen 165, Gras höher, wird man ja noch mal erhitzen dürfen, sagen dürfen, wo der Korridor, was zur Hölle wollen Sie den damit? Ich meine, Sie dürfen wohl mehr drin sein für Sie als, während Gras auch gut und gerne 185 Grad abkann, das Grad dessen, was man in dem Korridor, das ist kulturelle Aneignung, das ist ja genau das, weswegen -

Anschwellender Bocksgesang.

Ach die alte Kamelle.

Die Frage ist doch aber vielmehr, wenn ich dieses Stück hier schon mal -

Dies ist kein Stück.

- ja, ich erinnere mich, hier schon mal kritisieren darf, aber ist das jetzt die Revolution? Eine Originalität? Eine Stehparty, auf der sich Kunstschaffende gegenseitig ihre Vaporizer bestätigen. Wollen Sie uns, will und dieses Stück das, will uns der Autor das wirklich als seine Idee für Kulturpessimismus im Jahre 2022 näher bringen?

Das ist wirklich nur sehr mässig originell.

Ich wollte eben mal diese Geschichte loswerden. Ich steh da so auf dem Bahnsteig und warte auf meinen Zug, da kommt ein Kind vorbeigelaufen, vielleicht so drei oder vier Jahre alt, mit einem Luftballon. Einen Gasballon, der also in der Luft schwebt. Und der Vater ging so zwei, drei Meter hinter ihm und achtete auf ihn. Auf dem Bahnhof. Und das Kind lief mit dem schwebenden Ballon über dem Bahnsteig, und dann geschah Folgendes: Das Kind lief ziemlich nah an einem Wartenden vorbei, der rauchte. Und in einem Moment beiderseitiger Unachtsamkeit entzündete die Zigarette des Mannes die Aussenhülle des Luftballons und mit ihr das Gas darin. Das Kind schaute gerade zu einer aufsteigenden Taube und sieht genau in die in der Luft schwebende Stichflamme. So als wäre das Feuer die Verlängerung des Blickes des Kindes, wie in einem Fantasy-Film, für den kein Geld übrig war. Die Ballonhülle fällt mitsamt der Kordel auf die Hand des Kindes, und das Kind weint, und der rauchende Mann steht ziemlich hilflos auf dem Bahnsteig, und der Vater tröstet sein Kind, und der Mann wirft seine Zigarette auf die Schienen.

Und jetzt schön durch die Hintertür Emotion reinbringen, ja: Hahaha! Das ist alles so durchsichtig in diesem Stück. Und wahrlich: Das ist wirklich nur sehr mässig originell.

Wir hatten doch vorhin das Stück in Ich, da können wir doch.

Ich bin das Stück.

Was denn, Sie sind …

… das Stück.

Dieses hier?

Das ja; in dem auch wir gerade die Gegenwart sind.

Wo Sie schon mal da sind, Stück, muss ich Ihnen schon mal sagen, Stück, dass, was Sie hier versuchen, die Dreistigkeit, mit der Sie hier vorgehen, das ist schon echt ein starkes Stück, aber das heißt noch lange nicht, dass auch ein starkes Stück bei rauskommt. Zum Beispiel: Sich im Jahre 2022 noch hinstellen und sich über Vernissagen lustig zu machen, das ist doch 90er.

Sie wollen damit sagen, ich bin 90er.

Sie sind das Koks der Dramatik.

Und was ist mit der Dramatik des Koks?

Wo bleibt faires Bio-Koks?

Mit diesem Stück ist kein Staat zu machen.

Was genau finden Sie denn an mir so überholt? 90er? Was kritisieren Sie?

 

Anschluss-Tags #biokoks #theater #vernissage

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung und Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Abschnitte. Das Recht der deutschsprachigen Aufführung ist nur von David Gieselmann / Wohlwillstr. 4 / 20359 Hamburg / [email protected] zu erwerben.


Prolog / Interlude

Dies ist kein Stück.
Dies ist nur ein Stück dessen,
was in letzter Konsequenz die absolute Revolution sein kann.
werden könnte.
hoffentlich wird.
Dies ist kein Stück.
Nehmen wir es aus der Ich-Perspektive.
Die Ich-Perspektive in einem Stück?
Dies ist kein Stück.
Nehmen wir es also aus der Ich-Perspektive.
Ich bin kein Stück.
Sie?
Ich bin kein Stück.
Wer sind Sie?
Ich bin nur ein Stück dessen
Ich bin nur ein Teil dessen
Ich bin von dessen Stücken nur ein Teil
Wessen?
Ich bin nur ein Stück dessen, was in letzter Konsequent die absolute Revolution
werden könnte?
Ich bin nur ein Teil davon. Sie auch?
Ich?
Ich?
Ich schon.
Naja.
Ich nicht.

Die Revolution ist zerstört, sie muss repariert werden. In der Evolution ist die Revolution der Entropie anheim gefallen, ins Chaos gedriftet, die entropische Revolution unserer Zivilisation, die immer noch annimmt, sie sei Teil der Evolution evoziert in ihrer Desillusion, dass wir verloren sind. Sie wissen dabei hoffentlich, was Entropie ist, aber wenn Sie es nicht wissen, was Entropie bist, dann seien Ihnen gesagt, dass Entropie NICHT Regression ist, denn Regression ist die Umkehrung, der langsame Rückgang und könnte also das Gegenteil der langsamen Version der Revolution bezeichnet werden, das Gegenteil aber also der Evolution, aber hier haben wir gefragt, was Entropie ist: Die schleichende Vermehrung der Unordnung. Eigentlich ist Entropie ein Begriff der Thermodynamik und dabei eigentlich ein Mass der Unordnung, ein Mass, in dem sich Unordnung verbreitet, und darin, im Verbreitungsmass, auch ein Mass, wie sehr sich überhaupt noch beobachten lässt, denn je chaotischer ein System, das wir beobachten wollen, desto weniger Vergleichsgrößen haben wir, und je weniger wie vergleichen können, desto weniger können wie Aussagen erzielen, und also könnte man sagen, die Entropie ist der Feind der Wissenschaft, und das Postfaktische ist somit auch das Entropische - wer Wissenschaft vermeiden, verneinen, verarschen will, der erzeuge ENTROPIE - nicht zu verwechseln auch übrigens das sei hier noch gesagt ist die Entropie mit der Endoskopie, denn in dem Wort, Endoskopie, was das jetzt genau ist, das führe nun zu weit, aber in dem Wort Endoskopie steckt ja auch das Wort Kopie drin, und in dem Wort, was ist denn das für Argument, Entropie steckt nicht das Wort Kopie, denn sonst hieße es ja Entkopie, mit Ent mit T, nicht Endkopie, End mit D

Wir reparieren die Revolution
Das ist die Revolutionsreparatur
Wir sanieren die Revolution
Das ist die Revolutionssanierung
Wir setzen die Revolution instand
Das ist die Revolutionsinstandsetzung
Wir renovieren die Revolution
Das ist die Revolutionsrenovierung


Für immer? Was ist schon immer? Eine Generation? Zwei Drei? Wir wissen es nicht, aber WAS WIR WISSEN
SCHREIEN SIE MICH NICHT AN
SIE SCHREIEN DOCH
WAS WIR WISSEN, IST ETWA - ETWA IM SINNE VON ZUM BEISPIEL - DASS ETWA
WAS WIR WISSEN, IST ETWA - ETWA IM SINNE VON ZUM BEISPIEL - DASS ETWA
dass eine Gurke in etwa zu 90% aus Wasser besteht. Ist das etwa nichts?

 

Anschluss-Tags#revolution #theater #wissenschaft #entropie 

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung und Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Abschnitte. Das Recht der deutschsprachigen Aufführung ist nur von David Gieselmann / Wohlwillstr. 4 / 20359 Hamburg / [email protected] zu erwerben.


Rant (im Kliemannsland)

Anschluss-Tags #kliemann #rant #okboomer #woke #zeitgeist #instragram


A         Haben Sie den Rant gesehen?

B         Einen Rant?

A         Ja.

B         Gesehen.

C         Wer ist gerannt?

B         Nein.

A         Den von Fynn.

B         Niemand ist gerannt.

A         Kliemann.

B         Einen Rant.

C         Der ist gerannt.

B         Sie Trottel.

C         Nun halt man den Rand.

A         Den Rant von Fynn Kliemann.

C         Was ist ein Rant?

A         So eine Art Wutanfall.

C         Ein Wutanfall.

B         Aber wie kann man einen Rant sehen.

A         Auf Instagram.

C         Auf?

A         Instagram.

B         Einen Rant auf Instagram.

D         Plötzlich heißt etwas anders.
            Eine Disko heißt Club.
            Aufgeweckt heißt woke.
            Wutanfall heißt Rant. Das ist die Zeit.
            Wenn ich das nicht verstehe kommt einer ums Eck und sagt: Ok Boomer.

G         Ok Boomer.

D         Sie? Daran verstehe ich nur das OK.

G         Naja.

D         Und dass es nicht freundlich gemeint ist.

G         Naja.

A         Der Rant also von Fynn Kliemann auf Instagram.

B         Der Mann von Fynn Klierant auf Instagram.

C         Das Gramm von Fynt Klieran auf Instamann.

D         Der Fann von Mynn Kliegram auf Instarant.

B         Ich habe ihn nicht -

A         -nicht was?

B         Gesehen.

C         Wen?

A         Der Rant von Fynn Kliemann auf Instagram.

C         Ich, ja? Ich hab’ ihn nicht nur nicht gesehen, ich habe in keiner Weise verstanden worüber ihr hier sprecht.

WP       Fynn Kliemann der Heimwerkerkönig -

C         Tool Time!

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WP       NEIN. Nicht zu verwechseln mit Tim Taylor in „Hör mal wer da hämmert“ - auch ein Heimwerkerkönig.

C         Und diese, der hatte eine Art Wutanfall.

WP       Gespielt von von Tim Allen.

C         Der hatte keine Art von, der hatte einen Wutanfall.

A         Einen Rant.

D         Seht mal wer da rant
           Seht mal wer da rant
           Das ist wohl der Kliemann, Fynn
           Das Naturtalent.

A         Die woke linke Twitterbubble hätte sein Lebenswerk zerstört.

B         Das war der Rant?

A         Das war der Rant. Dem voraus gegangen war: Dass Jan Böhmermann allerlei Betrügereien von diesem bis dahin                                                     problemfrei erschienenen Menschen aufgedeckt hat.

WP       Der Begriff "rant" stammt wie so oft aus dem Englischen und steht einmal als Nomen für "Schimpftirade" oder "Wortschwall" und in der Verbform "to rant" für "schimpfen" oder "sich über etwas auslassen“.

A         Wer sind denn nun Sie.

WP       Hallo. Ich bin Wiki Petra das wandelnde Lexikon.

D         Hey Hey Wicki, Hey Wicki Hey
           Zieh fest das Segel an

B         Die Frage war doch nun aber, ob ich den Rant gesehen habe.

A         Richtig.

B         Die Antwort auf die Frage lautet wie gesagt: Nein.

A / B / C / D / WP

            Man kann das Ganze vielleicht so zusammen fassen, so zusammen fassen, das Ganze, dass vielleicht, wo soll man da anfangen, wir können ja nicht, wir können ja nicht bis „hör mal wer da hämmert“ können wir ja nicht zurück gehen, daher, gut Fynn Kliemann hat anfangs Heimwerkervideos gemacht ist damit zum Influencer und Musiker geworden und hat ausserdem ein Heimwerkerort gegründet, ein Paradies für Bastler, wo jeder mitbauen und leben kann, eine alternatives Refugium, und dieser Fynn Kliemann hat aber eins durchaus schon immer gemacht, eins schon immer repräsentiert, ist dass er aus dem Kapitalismus heraus und mit den Mitteln desselbigen eben ihn, den Kapitalismus vorgab zu umgehen, zu kritisieren und nichts mit ihm anfangen zu können. Mit dem Image, Gelder allenfalls im Umlauf zu halten aber keinesfalls zu verdienen ist er mit dieser Strategie, so kann das vielleicht, so kann man das, das man vielleicht so zusammen fassen, und dann hat Jan Böhmermann und sein Team heraus gefunden, dass das kapitalismuskritisch Subversive an dieser ganzen Strategie deutlich mehr Taktik und Inszenierung war und es insbesondere insbesondere INSBESONDERE im Falle angeblich fair her gestellter Masken während der Pandemie war das, angeblich auch in Europa FAIR hergestellte Masken, dass die tatsächlich unter recht fragwürdigen Bedingungen in Bangladesh hergestellt wurden ZUM EINEN UND ZUM ANDEREN eine Spendaktion wo ständig anders deklariert wurde, dass, nun ja, ob es illegal war mögen andere beurteilen, aber sagen wir es so: Kliemann hat sich eher die perfiden Methoden des Kapitalismus zu eigen gemacht, wo er nach aussen eben vorgab sehr subversiv den Kapitalismus zu unterwandern. Und was nun den RANT anbelangt DER RANT da hat er das Ganze dann als Hasskammpagne beschrieben, was es sich auch ist, aber das ist er halt auch nicht ganz unschuldig dran, und vor allem aber, dass es eine links woke BUBBLE gäbe, die auch sein Heimwerkerdorf Kliemannsland zerstören wollen, weil dort Menschen anders seien anders sein wollen und anders leben. Er hat es also, das hat wirklich er rein gebracht er hat das reingebracht mit seinem RANT - die Sache politisiert. Die Sache politisiert.

E         Ist aber schon erstaunlich, wenn er da, Sie habe das angesprochen, wenn er dann meint, linke Bubbles, woke Bubbles hätten etwas gegen alternative Lebensformen. Lösen wir das Ganze doch mal eben von Fynn Kliemann.

A / D / WP

            Wo wir das gerade so gut zusammen gefasst haben?

E         Sind wir also in einer Zeit, in der -

D        Diskos Club heissen.

E         - in der Menschen Linken vorwerfen -

D         Aufgeweckt heißt woke.

E         DARF ICH JETZT BITTE MAL EBEN AUSREDEN?

F         Vladimir Putin hat Christian Drosten kaltblütig ermordet.

E         DARF ICH JETZT BITTE MAL EBEN AUSREDEN?

D / F    Bitte bitte natürlich.

A / D / WP

            Wo wir das gerade so gut zusammen gefasst haben?

E          Eine Zeit, in der Menschen Linken vorwerfen, sie würden keine alternativen Lebensweisen akzeptieren? Sind die Linken derartig in der Gesellschaft angekommen, dass sie das Alternative inzwischen ablehnen. Wo die Linken sagen: Lass mich mit diesen Linken in Ruhe.

D         Spiel nicht mit den Schmuddelkindern
           Sing nicht Ihre Lieder
           Geht doch in das Kliemannsland

Brille: Kliemann

A         Okay also Sie wollten das von Fynn Kliemann lösen, aber wenn man es mal nicht von ihm löst, dann muss man doch sagen: Die linke Bubble, die Kliemann hier anspricht, das ist doch eine reine Chimäre.

G / H   BITTE EINMAL AUF DER ZUNGE ZERGEHEN LASSEN!

A / D / WP

            Wo wir das gerade so gut zusammen gefasst haben.

G         Die linkswoke Bubble …

H         … ist eine reine Chimäre.

G / H    BITTE EINMAL AUF DER ZUNGE ZERGEHEN LASSEN!

D          Plötzlich heißt das anders. Eine Disko heißt Club. Aufgeweckt heißt woke. Wutanfall heißt Rant. Das ist die Zeit. Wenn ich das nicht verstehe kommt einer ums Eck und sagt: Ok Boomer. Das ist der Zeitgeist.

WP       Der Zeitgeist ist die Denk- und Fühlweise (Mentalität) eines Zeitalters. Der Begriff bezeichnet die Eigenart einer bestimmten Epoche beziehungsweise den Versuch, diese zu vergegenwärtigen.

D         Der Zeitgeist ist immer schneller als die älteren Menschen dieser Zeit und daher auch führt der Zeitgeist immer ins Unwohlsein dieser älteren Menschen, weil sie sich nicht mehr orientieren können und sich dann an die Dinge, Gepflogenheiten, Rituale und Kulturtechniken halten, die sie kennen.

E         Der Zeitgeist kollidiert mit den Menschen, und, nein, es müssen gar nicht, wie Sie das vorher gesagt haben, suggeriert haben -

B         Mehr als suggeriert.

D         - kollidiert, weil der Mensch ein Gewohnheitstier ist. In der Kollision liegt dann auch die Fliehkraft, die, wenn sie sich ausgegrenzt fühlen, als Cancelung ankommt, Cancel-Culture, und die Wokeness ist in diesem Denkmodell dann eine kulturelle Atmosphäre, aus der heraus, gecancelt wird. Ein Nährbett.

EINIGE Früher war sowieso alles besser.

D         Common Vogue
           let your body groove to the music

EINIGE Früher war sowieso alles en vogue

D         Fynn Kliemann auf dem Cover der Woke
           Common woke, let your -

EINIGE Besser war sowieso alles früher

D         Was früher besser war, ist heute nicht mehr en vogue. Alles weg gecancelt.

 

Anschluss-Tags #hörmalwerdahämmert #britney #toxicwokeness #woke #kliemann #cancelculture #instagram

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung und Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Abschnitte. Das Recht der deutschsprachigen Aufführung ist nur von David Gieselmann / Wohlwillstr. 4 / 20359 Hamburg / david.giesel[email protected] zu erwerben.


Schafgeblöke des Kulturalismus

Anschluss-Tags #rant #kollektiv #kunst #documenta #bazonbrock

A         Bei uns ist der Denker im Dienst, der Künstler ohne Werk, der Ästehtikprofessor, der Fluxusvater, der Kunsttheoretiker Bazon Brock. Sie sind hier in Gestalt von 3 Körpern. Ist das eigentlich die erste, in Teilen antisemitische documenta, die Sie erleben?

BB        Nein, das glaube ich nicht.

CC        Der Antisemitismus ist ja nur ein kleiner Teil des Kulturalismus.

DD        Die documenta zeigt ja triumphal und damit auch als ganz große demonstrative Leistung -

BB / CC was gegenwärtig in der Welt der Fall ist.

DD        Der Fall ist: Erdogan, Putin, Xi.

BB         In all diesen totalitär regierten, fundamentalistischen Regimen - wird die Front des Kulturalismus gestärkt.

CC         Das heißt -

BB         - auch im Westen übernimmt man nun die Führerschaft dieser Kulturen und ihrer Herren.

CC         Das heißt -

BB         - auch im Westen wir nur noch das Kollektiv der Kulturen anerkannt.

CC         Das heißt -

BB         - auch im Westen gibt es nur noch Entscheidungen aus den Legitimationen aus dem Kulturkontext.

CC         Und das heißt -

BB         - jede individuelle Äusserungsform, jede Autorität durch Autorschaft, was das Prinzip der westlichen Intellektualität, der -

DD         Schriftsteller! Philosophen! Künstler!

BB         - ist, wird ein für alle Mal liquidiert.

R           Und das heißt?

BB         Es bleibt einfach nur ein Herrschaftsgestus übrig; nämlich die Kultur siegt endgültig über das europäische Prinzip der Kunst- und Wissenschaftsfreiheit, die 600 Jahre existiert hat.

R          600?

BB       - und enormen Weltkenntnisfortschritt gebracht hat - damit ist es jetzt zu Ende.

R          600?

BB        Und die documenta jetzt ist sozusagen ein triumphales Beenden der westlichen Idee der Autorität durch Autorschaft;

CC         Das heißt -

BB         - von Menschen, hinter denen nichts steht.

DD         Keine Bank, kein Papst, kein Militär, keine Kultur -

BB / CC / DD Kein gar nichts.

DD         Und die trotzdem angehört werden.

CC         Weil das, was sie sagen -

DD         - interessant!

BB / CC / DD - und von Wichtigkeit ist.

R            Und warum kommen Sie dann selber als Kollektiv?

BB          Ich möchte vorher noch auf Ihre andere Frage eingehen.

CC          600?

DD         600?

BB         Erst der Westen vor 600 Jahren entdeckt, dass es auch eine überzeigende Kraft der Individuen gibt, hinter denen gar nicht steht. Und die Sensation des europäischen Entdeckermuts der Kunst und Wissenschaften war, anzuerkennen, dass es nicht nur kulturelle Legitimation durch Kollektivbeschlüsse gibt, sondern Autorität durch die Autorschaft, das heißt, durch die Fähigkeit eines einzelnen Menschen, hinter dem keine Macht steht, Welterkenntnis zu eröffnen, beispielhaft zu zeigen, wie ein einzelner Mensch, ein Individuum sich in der Welt gegenüber dem Überdruck des Nicht-Individuellen also des bloss Kollektiven der Machtkomplexe von Kapital bis Kirche behaupten kann. Und das wird jetzt beerdigt.

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A           Sie gehen so weit und sagen: Das ist das Ende der Kunst?

BB         Ja, das ist es.

CC         Das ist in der Tat so absehbar.

DD         Und das ist absichtlich so gemacht worden!

DD         Es hieß lange Zeit -

CC         - die Leute sind nur bildungslos.

DD         Es hieß lange Zeit -

CC         - die Leute sind nur kenntnislos.

DD         Sie sind nur dumm. Und deswegen sagen sie:

BB          Kunst und Kultur.

CC          Kunst und Kultur.

BB          Kunst und Kultur.

CC          Kunst und Kultur.

BB          Kunst und Kultur.

DD          Das ist synonym.

CC          Gleichbedeutend.

BB          Dasselbe.

DD          Kunst gleich Kultur

CC          Kultur gleich Kunst.

BB          Geigen gleich Kultur.

DD          Und Wasserbau gleich Kunst und was auch immer.

BB           Back und Kochen.

CC           Backkunst, Militärkunst, was immer.

BB / CC / DD Es ist ein wildes Durcheinander von Leuten, die nicht sehr lange nachgedacht haben.

BB           Nein!

CC           Es stellt sich heraus -

DD           - dass Das wirklich strategisch ist.,

CC            Es stellt sich heraus -

DD            - das ist gewollt.

CC             Es stellt sich heraus -

DD             - das ist Absicht.

CC             Das ist die -

DD             Re-Faschistisierung -

BB             Re-Totalisierung -

CC             Re-Fundamentaliserung aller Autoritäten.

BB             Man hat die Nase voll von der Vielfalt der Anforderungen, die Kenntnis, geschichtliche Kenntnis verlangen, und das will man nicht.

BB / CC / DD Und deswegen kehrt man zurück zum Schafstallgeblöke der kuturellen Identitäten.

BB             Und da sind wir jetzt gelandet, die Leute haben im Namen der Kunstfreiheit - fünf drei im Grundgesetz, eine Weltsensation unglaublichen Ausmasses, fantastisch, der Höhepunkt des Humanismus - haben im Namen der Kunstfreiheit -

BB / CC / DD - die Kunst liquidiert.

Das ist das alle Zeiten beherrschende Schema des Totalitarismus.

Kunst und Wissenschaft kommen nicht mehr vor.

Das ist einfach liquidiert.

R                Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt.

 

Anschlusshashtags

#schafgeblöke #kunst #kunstfreiheit #kollektiv #backkunst #rant #bazonbrock

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung und Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Abschnitte. Das Recht der deutschsprachigen Aufführung ist nur von David Gieselmann / Wohlwillstr. 4 / 20359 Hamburg / [email protected] zu erwerben.

 


liter shit (interlude)

 

Anschluss-Tags #woke #bubbles #lit

 

Lit. Auch so ein hippes Word aus den Bubbles der woke-Kultur. Es hat nur keine ganz so steile Karriere hingelegt wie woke. Diese steilen Karrieren entstehen auch oft durch die Umkehrung. Vermeintlich positive Ausdrücke machen Karriere, weil sie negativ verwendet werden. Oder manchmal auch umgekehrt. Für die Wörter ist das ein Weg, um aus ihren Bubbles heraus zu treten. Dann werden sie auch in anderen Bubbles verwendet und werden so interbubblish. Das nennt man, glaube ich, nicht so, aber ich nenne das so, interbubblish. Interbubblish ist das Gegenteil von binnenbubblish, binnenbubblish meint also, dass was in der einen Bubble bleibt. Lit ist eher ein binnenbubblishes Wording. Lit meint, um das mal kurz zu erwähnen, angezündet, also inspiriert, angeleuchtet, letztlich ein weiteres Synonym für super, mega, geil oder formidabel, auch wenn formidabel quasi niemand mehr sagt. Ich sage formidabel. Also manche, klar, sagen es noch, während ja also - wo war ich? Lit. Lit - sagt ja auch niemand so richtig. Oder kennen Sie vielleicht jemanden, Sie da, ja! In der der ersten Reihe da, Sie mit dem Dings, mit dem Hals: Kennen Sie jemanden, der aktiv, der in seinem Wortschatz das Wort „Lit“ drin hat und das auch aktiv nutzt? Nein? Und formidabel sagst immerhin du? Ja. Was ich umheimlich oft sage, ist „liter shit“. Liter shit. Liter shit. Statt sozusagen heisser Scheiss. Statt „heisser Scheiss“ sagt man nun“ lit shit“. LiTER - aber gut, es ist ja eh keine Grammatik dahinter, kann man auch lit shit sagen.

 

Anschluss-Tags #woke #bubbles #lit

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