en woke - ein Blogstück
21. September 22
von David Gieselmann
Hegen wir nicht alle insgeheim manchmal den Wunsch des ultra-aktuellen „Zeitstückes“? Das Drama zum Fynn-Kliemann-Rant, der Auftritt der Erklärbärs Habeck, der den Ingebor-Bachmann-Preis gewinnt? Die Fusion von Gender- und Lady- im Radio Gaga, der gecancelte Dialog über die Cancel-Culture oder der woke-phobe documenta-Abgesang von Bazon Brock als griechischen Chor?
Seien wir ehrlich: Ja. (Lest bitte auch weiter, wenn Eure Antwort nun „nein“ gewesen ist).
Die Schwierigkeit des Zeitstückes ist natürlich weniger das Stück, sondern mehr die Zeit, denn die ist schnell, und sobald wir schreiben, und bis Lektor:innen und Dramaturg:innen lesen, Stücke auf den Spielplan gehoben und schliesslich gespielt werden, ist das Brandaktuelle längst der Blitz-Historisierung anheim gefallen, und nichts ist undramatischer als der Schnee von gestern, denn der ist eine Pfütze, in der nicht erzählt ist, ob sie ein Schneemann, Regen, Hagel oder eine umgestossene Wodkaflasche war - man muss also schneller werden.
Als ich darüber nachdachte, wie ich schneller werden kann, habe ich mich an ein Stück von mir erinnert: Mit dem Online-Theater „Hanna Silber“ im Lockdown vor zwei Jahren habe ich zwangsläufig den Weg von mir als Autoren zu Schauspieler:innen und Aufführung verkürzt und Texte für insgesamt 52 Schauspieler:innen geschrieben, diese Texte und das Konzept der Figuren vor ihren Kameras war Dramaturgie, Inszenierung und Produktion gleichzeitig . < HIER > der Link zu den 47 Kurzfilmen.
Daher möchte ich den Produktionsweg für einen zeitgeistigen Szenenreigen bis zur Bühne straffen und wieder direkt mit Schauspieler:innen arbeiten; aber dieses Mal nicht im Internet: Mitte Juni habe ich angefangen, Szenen für diese Stück hier, „en woke“, zu schreiben. Diese Szenen haben den Charakter von Modulen und lassen sich je nach Cast und thematischer Gewichtung zu Fassungen für die jeweils beteiligten Schauspieler:innen montieren. Und diese Fassungen möchte ich dann in szenischen Lesungen an an allen möglichen Theatern präsentieren - in Aachen dann zum Beispiel ergänzt mit Szenen über die die Aachener Umweltpolitik oder in Göttingen über eine dortige eine Provinzposse - jede Veranstaltung mit "en woke" ist dann eine Uraufführung. Buchen Sie daher noch heute ihre exklusive Urlesung von "en woke" an ihrem Haus - es bräuchte einen Raum, mindestens zwei Schauspieler:innen und mich; aber also mich bringe ich mit.
Anfragen jeglicher Art gerne an: [email protected]
Kommentare