Prolog / Interlude
Britney

Vapor

Anschluss-Tags #aneignung #vaporizer #theater #drogen

Da stehen die Kunstschaffenden, hören Sie ihn, da stehen gestandene Künstler:innen auf Stehparties mit Fingerfood und neben dem Fingerfoodplates, an denen man sein Weinglas einhängt, haben sie noch zwischenzeitlich in der anderen Hand hochgradig komplizierte elektronische Apparaturen, Vaporizer, in Taschen oder in wie gesagt der zweiten Hand, Apparaturen also, die Gras auf 180 Grad erhitzen, den Dampf wieder abkühlen und also smoothen Haschischdampf inhalieren lassen, der soft durch die Gehirne weht, und eigentlich so etwas wie die Molekularküche für Kiffende sind. Geräte mit Displays. Hören Sie ihn.

Ist denn das Gras dann aber auch Fair Trade?

Das hat jetzt erst einmal nichts mit den Geräten zu tun.

IMG_0423Und aber über diese Geräte tauschen diese Menschen sich aus. Gut aussehende Kunstschaffende, alle die sehen gut aus, und sie stehen da und sehen gut aus und tauschen sich aus und zeigen sich gegenseitig ihre Vaporizer. die diesen smoothen Grasdampf erzeugen, und tauschen sich über sie aus. Wie über Siebträgermaschinen und über guten Espresso tauschen diese stehenden, gestandenen, gut aussehenden Künstler:innen sich aus, und dann klingen die Gespräche auf einmal wie damals die, die sind schon fast wieder out, Gespräche über Viererketten und Umschaltspiel, diese Männer also, die solche Viererkettengespräche führen, die letztlich dem Fussball den Zufall austreiben wollen, so wollen die gut aussehenden Künstler:innen, Tatortschauspieler:innen zum Beispiel, den Drogen das Risiko austreiben.

Und da stehen Sie nun und unterhalten sich.

Da unterstehen Sie sich nun und halten sich.

Da stehen sie nun und nichts unterhält sie.

Da stehen sie nun und nicht hält sie.

Und sie unterhalten sich darüber, was die Welt,
im Innersten zusammen hält

Stehen da, ständig, stetig, unstrittig.

Sagen sie auch sowas wie
Neben den Vaporizern

wie

Das wird man ja wohl noch mal, man weiß ja gar nicht, WAS, sagen dürfen, was man noch sagen darf, da wird der Korridor, noch mal sagen dürfen, da wird der Korridor, sind Sie nicht auch, meiner kann ausserdem anzeigen, und man kann das anpassen, wird man ja noch mal anzeigen dürfen, die Temperatur, dann mache ich zum Beispiel das klassische Dope ein wenig heisser als das Gras. Dope reichen 165, Gras höher, wird man ja noch mal erhitzen dürfen, sagen dürfen, wo der Korridor, was zur Hölle wollen Sie den damit? Ich meine, Sie dürfen wohl mehr drin sein für Sie als, während Gras auch gut und gerne 185 Grad abkann, das Grad dessen, was man in dem Korridor, das ist kulturelle Aneignung, das ist ja genau das, weswegen -

Anschwellender Bocksgesang.

Ach die alte Kamelle.

Die Frage ist doch aber vielmehr, wenn ich dieses Stück hier schon mal -

Dies ist kein Stück.

- ja, ich erinnere mich, hier schon mal kritisieren darf, aber ist das jetzt die Revolution? Eine Originalität? Eine Stehparty, auf der sich Kunstschaffende gegenseitig ihre Vaporizer bestätigen. Wollen Sie uns, will und dieses Stück das, will uns der Autor das wirklich als seine Idee für Kulturpessimismus im Jahre 2022 näher bringen?

Das ist wirklich nur sehr mässig originell.

Ich wollte eben mal diese Geschichte loswerden. Ich steh da so auf dem Bahnsteig und warte auf meinen Zug, da kommt ein Kind vorbeigelaufen, vielleicht so drei oder vier Jahre alt, mit einem Luftballon. Einen Gasballon, der also in der Luft schwebt. Und der Vater ging so zwei, drei Meter hinter ihm und achtete auf ihn. Auf dem Bahnhof. Und das Kind lief mit dem schwebenden Ballon über dem Bahnsteig, und dann geschah Folgendes: Das Kind lief ziemlich nah an einem Wartenden vorbei, der rauchte. Und in einem Moment beiderseitiger Unachtsamkeit entzündete die Zigarette des Mannes die Aussenhülle des Luftballons und mit ihr das Gas darin. Das Kind schaute gerade zu einer aufsteigenden Taube und sieht genau in die in der Luft schwebende Stichflamme. So als wäre das Feuer die Verlängerung des Blickes des Kindes, wie in einem Fantasy-Film, für den kein Geld übrig war. Die Ballonhülle fällt mitsamt der Kordel auf die Hand des Kindes, und das Kind weint, und der rauchende Mann steht ziemlich hilflos auf dem Bahnsteig, und der Vater tröstet sein Kind, und der Mann wirft seine Zigarette auf die Schienen.

Und jetzt schön durch die Hintertür Emotion reinbringen, ja: Hahaha! Das ist alles so durchsichtig in diesem Stück. Und wahrlich: Das ist wirklich nur sehr mässig originell.

Wir hatten doch vorhin das Stück in Ich, da können wir doch.

Ich bin das Stück.

Was denn, Sie sind …

… das Stück.

Dieses hier?

Das ja; in dem auch wir gerade die Gegenwart sind.

Wo Sie schon mal da sind, Stück, muss ich Ihnen schon mal sagen, Stück, dass, was Sie hier versuchen, die Dreistigkeit, mit der Sie hier vorgehen, das ist schon echt ein starkes Stück, aber das heißt noch lange nicht, dass auch ein starkes Stück bei rauskommt. Zum Beispiel: Sich im Jahre 2022 noch hinstellen und sich über Vernissagen lustig zu machen, das ist doch 90er.

Sie wollen damit sagen, ich bin 90er.

Sie sind das Koks der Dramatik.

Und was ist mit der Dramatik des Koks?

Wo bleibt faires Bio-Koks?

Mit diesem Stück ist kein Staat zu machen.

Was genau finden Sie denn an mir so überholt? 90er? Was kritisieren Sie?

 

Anschluss-Tags #biokoks #theater #vernissage

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Aufführung durch Berufs- und Laienbühnen, des öffentlichen Vortrags, der Verfilmung und Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Abschnitte. Das Recht der deutschsprachigen Aufführung ist nur von David Gieselmann / Wohlwillstr. 4 / 20359 Hamburg / [email protected] zu erwerben.

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