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Lena und der Wolf

Ntjch

Hebert Grönemeyer will mehr Schiffsverkehr

„Weg mit dem fixen Problem / Ich will mehr / Schiffsverkehr“ - eins muss man Herbert lassen: Das ist kein Text, der aus der Satzbaukasten der Popgeschichte ein Lied zusammensetzt, wie wir es schon zehn mal oder öfter gehört haben, nur: Was will uns Herbert mit dem Lied nun sagen? Was für eine Message, um einmal Deutschstundenvokabular zu benutzen, will er rüberbringen? Vielleicht möchte er schlicht das: Die  deutsche Bahn und die Autobahn entlasten, mehr Schiffsverkehr, ein Ökolied, ein verkehrspolitischer Aufschrei, wie uns Herbert Grönemeyer ja nun schon viele Aufschreie formuliert hat, wenn er seinen Herbert-Kauderwelsch in die Allgemeinheit rückt und seine Lieder wie zufällig politisch werden - aber das gilt hier nun wirklich nicht. Eher schon: Den fixen Problemen des Alltags entkommen, Freiheit, „endlich auf hoher See“ - so in etwa, später singt er: „Es Gibt Kein Damals Mehr / Es Gibt Nur Ein Jetzt, Ein Nach Vorher“

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Tatsache ist, dass Grönemeyer wohl nach wie vor seine Musik fast ausproduziert und sich erst dann an den Text macht, wobei er bis zu diesem Zeitpunkt, in einer ARD-Doku konnte man das mal hören, eine Art Füllselsprache verwendet, die, so lange sie noch nicht mit Deutsch ersetzt wird, tatsächlich alles und nichts bedeutet. Und ein wenig von diesem Allem und Nichts bleibt an den Liedern immer auch hängen, wenn er sie schliesslich auf deutsch singt. Das geht bis in den Klang eines Wortes wie „endlich“, das Grönemeyer in besagtem Lied in etwas so ausspricht: Ntjch! In diesem Sinne müsste man sich dem „Schiffsverkehr“ vielleicht auch mal nähern, indem man die in ihm gestellte Forderung erfüllt: Weg mit dem fixen Problem, mehr freien Textfluss, was immer damit gemeint sein könnte, lass den Herbert mal machen, der wird schon wissen, was er will, und so richtig erschliesst sich sein temporär für jede Platte variiertes Sprachsystem ja sowieso nur, wenn die ganze Platte vorliegt - der Herbert, der darf das. Der darf vor allem, ein Lied, das kaum einer versteht mit Rockgitarren und subtilen „OH“-Chören unterlegen, ohne dass wir ihm das übel nehmen. Das Lied „Schiffsverkehr“ ist so trocken ausgewalzt und ungekünstelt auf genau 4 Minuten verarbeitet, dass man an sich nur hoffen kann, dass er uns auch dieses mal auf die Grönemeyerbahn mitnimmt - auf eine weitere grosse Platte. Wir haben zwar nichts verstanden, Herbert, aber mach du mal.

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