Der Popspass für die ganze Familie: Frau Meyer-Landrut im Konzert
Die Musik ist natürlich wie auf der CD: Der Easy-Listening-Pop von Lena tut nicht weh und reisst nicht vom Hocker, hin und wieder beschleicht einen auch mal das Gefühl, dies oder jenes Lied habe sie schon gespielt, aber letztendlich sind das alles Nebensächlichkeiten, denn auch wenn man an den Liedern kritteln mag, so lässt auch dieses Konzert keinen Zweifel an der Tatsache, das Lena Meyer-Landrut die Gabe besitzt, ihre Zuschauer zumindest vorübergehend alle Probleme vergessen zu lassen, und dies ist doch wohl einer ureigensten Zwecke der Unterhaltung und somit auch der Unterhaltungsmusik, oder?
Im Publikum tummelt sich der Querschnitt der deutschen Mittelschicht, um die 7000 Leute haben ihren Weg in die neuerdings auch in Hamburg von einem grossen Telefonkonzern betriebene Mehrzweckhalle gefunden, die Jüngsten sind halb so alt wie Lena, die Ältesten könnten ihr Opa sein. Wenn sich Lena artig und „recht herzlich“ bedankt, so wird man zeitweise das Gefühl nicht los, dass man sich hier im Publikum auch selber beklatscht, ein solches Wunder der Popmusik möglich gemacht zu haben: Vor 15 Monaten noch sang Lena Meyer-Landrut allenfalls für sich, auf dem Fahrrad oder unter der Dusche - jedenfalls nicht in den o2-Worlds deutscher Grossstädte. In diesen 15 Monaten hat sie sich bei „Unser Star für Oslo“ beworben, hat dieses Casting und dann den Grand Prix gewonnen, zwei funktionale Alben aufgenommen und teils weltweites Medieninteresse geweckt, welches sie nach den Lehren ihres Entdeckers und Förderers Stefan Raab niemals im gelben Boulevardsinne bedient. Zudem hat sie ihren ehemals rein privaten Gesangsstil kultiviert und für grosse Arenen und das Fernsehen urbar gemacht: Sie singt ungeheuer sicher inzwischen, ohne ihre Eigenheit verloren zu haben. Auf der Bühne steht sie so, als würde sie immer noch genauso staunen über die Tatsache, dass es Leuten gefällt, was sie macht und vor allem, wie sie es macht, und dieses ihr eigenes Erstaunen über das Erreichte rettet sie wahrscheinlich auch vor dem Naivitätsverlust, welcher das vorübergehende Ende ihrer Natürlichkeit sein könnte.
Lena spielt also die Songs ihrer bislang zwei Alben und einen neuen Song, die beiden Songcontest-Beiträge „Satellite“ und das um ein zweiminütiges Intro erweiterte „Taken by a stranger“ ziemlich zum Schluss, sie wechselt konzert-typisch zwischen Tanzbarem, Uptempo-Nummmer und Balladen, und sie legt ungefähr mit dem dritten Song eine ungeheure Nervosität ab, die ihr weiss Gott zugestanden sei. Sie macht kurze Ansagen, bindet sich einen Zopf und besticht durch ihr Lenasein. Mögen die Lenaspötter auch für übertrieben halten, die grössten Konzerthallen für diese Tour gebucht zu haben, mögen einige auch unken, mit ihrer Natürlichkeit sei es längst vorbei, möge der unvermeidliche Rollback bald auch losrollen: Lena Meyer-Landrut ist und bleibt ein Phänomen deutscher Popgeschichte, und es macht irre Laune, daran teil zu haben: Recht herzlichen Dank, Lena!
Danke Herr Gieselmann. Da war jemand im Konzert. Ich auch. Und genau so erlebt. In Leipzig kam Lena zur Zugabe auf die Bühne mit der Bemerkung "Ihr denkt doch nicht, dass das schon alles war!". Genau so sehe ich ihre Zukunft. Es geht erst richtig los. TV, mp3, CD und DVD sind nichts gegen Lenas Bühnenpräsenz. Für die grosse Bühne ist sie geboren. Ein Naturtalent.
Kommentiert von: Abt | 23. April 11 um 23:53 Uhr
Also erst mal super Beitrag. In Ergänzung zu singen auf dem Fahrrad, gebt bei Youtube mal "KKS 2009" ein. Dort sind zwei Videos vom Auftritt mit dem Schulorchseter. Hier spürt man, was Lena denkt. "Es muss doch noch mehr geben". Na gut, wenn man den Link eingeben kann: http://goo.gl/DoJEk & http://goo.gl/Q54c8
Kommentiert von: andybiggi | 23. April 11 um 20:57 Uhr
Danke für diesen wunderbaren Artikel. Ergänzt werden sollte noch, dass ihre Interpretationen von Good News und My Same inzwischen derartig grandios sind, dass man ihr fast jede Bühne der Welt zutrauen kann. Ich hab so ein Gefühl, das war erst der Anfang.
Kommentiert von: Michael Münzer | 21. April 11 um 14:28 Uhr