Nun war auch Dietmar Poppeling auf dem Konzert von Lena Meyer-Landrut - in München. Der Popticker hat mit ihm darüber gesprochen. Die Bilder stammen aus Poppelings Handy. Einen Fotowettbewerb wird er damit wohl nicht gewinnen.
Herr Poppeling, guten Morgen, schön Sie zu sehen - länger in Hamburg?
Nein, leider nicht, ich fahre heute noch nach Bremen - bin aber auf der Rückfahrt noch mal einen Tag hier.
Kommen wir gleich zur Sache, Sie waren gestern beim Lena-Konzert in München und kommen eben aus dem Flieger: Wie fanden Sie‘s?
Ich muss ja immer ein wenig vorsichtig sein mit meinen Formulierungen bei Frau Meyer-Landrut, denn sie könnte rechnerisch, na ja, meine Enkelin sein, und der der ein oder andere hat gestern wohl auch gedacht, der alte Knacker ist wohl mit seiner Tochter oder eben Enkelin hier. Ich habe in meinem Freundeskreis auch tatsächlich niemanden gefunden, der mit mir dahin wollte. Vielleicht merkt man auch daran, dass man älter wird: Die Freunde mit Faible für Teeniepopkonzerte werden rarer, aber ich habe ja immer noch Sie, Herr Gieselmann.
Also raus mit der Sprache: Wie hat Ihnen das Konzert gefallen?
Ich muss schon sagen, vom Hocker gehauen hat es mich nicht, aber um es mal objektiv zu formulieren: Es war sicherlich das Maximum dessen, was an Lena Meyer-Landrut-Konzert-Potential vorhanden ist. Diese Frau hat den Rahmen ihrer Möglichkeiten abgesteckt und sich für diese Tour weder zuviel noch zu wenig vorgenommen und eben genau das erreicht, WAS sie sich vorgenommen hat. Die eigenen Grenzen und Stärken so genau zu kennen, ist Zeichen von künstlerischer Reife, was nach wie vor einfach unfassbar ist für eine Neunzehnjährige. Es geht in der Popmusik sicherlich nicht nicht immer um Können oder Begabung und so weiter, aber es geht, wenn man in Hallen dieser Grösse auftreten will, schon darum, das eigene Können so einzuschätzen, dass es nicht grössenwahnsinnig oder zu bescheiden wird. Und diesen Spagat hat sie gewagt. Mission bestanden. Dieses junge Mädchen hat es allen Spöttern gezeigt. Mal wieder. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass uns diese Lena noch ein ums andere mal überraschen wird. In bisschen mehr als zwei Wochen ist der Grand Prix. Dann beginnt für Lena, egal wie sie abschneiden wird, die Post-Popwettbewerbsphase ihrer bislang vom Popwettbewerb geprägten Karriere, und es spricht momentan alles dafür, dass sie diesen Wandel ihres Werdegangs bewältigen wird.
Haben Ihnen bestimmte Lieder besser als auf CD gefallen? Und fanden Sie umgekehrt irgendwelche Songs live nicht so gelungen?
Einige Lieder waren in der Setlist dieses Abends sozusagen besser aufgehoben als in der Reihenfolge auf der CD. „I Like You“ ist mir persönlich zum Beispiel nie so sehr aufgefallen, während es in der Zugabe gestern wirklich absolut hinreissend war. Ein wenig abgefallen sind meiner Ansicht nach hingegen die etwas fetzigeren Lieder wie „Mama told me“ oder auch „I Like to band my head“, wo ich jetzt nicht weiss, ob das Tagesform war, oder insgesamt so ist. Das sind jetzt aber schon Punkte, bei denen ich auch sofort wieder einen Rückzieher mache, denn in der Summe, wie gesagt, fand‘ ich es klasse und bemerkenswert. Und zudem bin ich ja nun auch nicht unbedingt die Zielgruppe. Ich weiss nur, dass ich einige Fans beobachtet habe, die unfassbar glücklich und selig wirkten. Was soll man nun also herum kritisieren?
Wir werden in Kürze wieder viel miteinander sprechen, wenn es auf den Songcontest in Düsseldorf zugeht: haben Sie denn schon andere Lieder aus anderen Ländern gehört?
Nein, das mache ich grundsätzlich nicht, ich werde die Songs am Abend selber, in den Halbfinalen und dem Finale zum ersten mal hören, wenn sie mir nicht durch Zufall über den Weg laufen, und ich werde auch nicht in der Halle sein sondern mir den Grand Prix, Düsseldorf hin oder her, im Fernsehen ansehen und freue mich schon auf die Gespräche mit Ihnen.
Ich auch, Herr Poppeling, bis dann denn, nicht?
Bis dann, ja. Ich wollte Ihnen aber noch auf den Weg geben: Geben Sie acht, dass Sie nicht zu wertkonservativ werden.
Aha, na denn.
______________________________________________________________
Dietmar Poppeling ist Poppproduzent und -theoretiker. Er war Popbeauftragter der Bundesregierung unter Gerhard Schröder. Er lebt in Nürnberg und ist eigentlich sonst nur < HIER > im Popticker zu finden. Und auf Facebook < HIER > - dort auch seine Disko- und Biografie.
Verzeihung, Herr Poppeling, natürlich nicht "Poppelmann". Soll nicht wieder vorkommen.
Kommentiert von: Abt | 29. April 11 um 13:24 Uhr
Überall das gleiche, gleichgültig, an welchem Veranstaltungsort: Ein Konzert ist zu ende. Tausende Menschen verlassen die Halle mit glücklichen Gesichtern und strahlenden Augen. Niemand ärgert sich, Tickets gekauft zu haben, ganz im Gegenteil. Und alle sind "verschossen" in eine 19-jährige sowie baff über das, was sie gerade erlebt und so nicht erwartet hatten. Und das von Kindern bis zu Omis und Opis. Wer schafft das noch? Da ist es dann wieder, das Phänomen Lena. Ich freue mich auf das, was da noch an Überaschungen kommen wird, verehrte Herren Poppelmann und Gieselmann.
Kommentiert von: Abt | 29. April 11 um 10:06 Uhr