Auf ihrer zweiten Platte bestätigen die Fleet Foxes ihren Ruf als meisterhafte Arrangeure für Folkinstrumentierung und Chöre
Wäre die Kunstgeschichte in all ihren Hypes und Trends das Abschlussmemorandum von konspirativen Sitzungen ihrer ProtagonistInnen, so wären die Fleet Foxes in der Pop-Delegation die schweigenden Streber in der letzten Reihe, die nie etwas sagen und dann die Klassenarbeit in Form einer Platte abgegeben hätten, die alles zusammenfasst, was andere nur gesagt haben. Man könnte auch formulieren: Mit diesen Schraten möchte man nicht sprechen, denn wie selten in in der Popmusik steht die Musik der Fleet Foxes am allermeisten für sich selbst. Würde man anderseits die Entwicklungen der Popmusik als den organischen schicksalshaften Ablauf von Strömungen ansehen, so ist die Musik der Fleet Foxes ein logischer Knotenpunkt dieser Verläufe. Im gewissen Sinne kann man die amerikanische Popmusik im Ganzen verstehen, wenn man sich die neuen CDs von Lady Gaga und von Fleet Foxes kauft. Lady Gaga muss man sich zu diesem Zwecke wiederum gar nicht besorgen, denn Gagas Musik steht im Prinzip so gar nicht für ihre Erstellerin, denn so schrecklich wie ihre Musik ist die Lady dann doch nicht.
Doch zurück zu den fliehenden Füchsen: Selten in den letzten Jahren war populäre Musik so schön. Die Fleet Foxes überführen alle Retrotrends des Nufolk, der Späthippies, oder wie immer man diesen Stil nennen mag, in einen Guss von zeitloser Eleganz und Schönheit. Auch auf ihrem zweiten Album vermeiden sie Pathos und Schmalz sondern stellen ihre Geschicke, die Instrumente der amerikanischen Folkmusik und ihre Stimmen, vornehmlich die ihres Sängers und Kopfes Robin Pecknold, zu arrangieren, in den Dienst der Lieder und ihres Album- und Popentwurfs, der seinesgleichen sucht. Das scheinbar Bekannte in den chorischen Harmonien ist in Wirklichkeit beispiellos, und das einzige was an „Helplessness Blues“ stört ist dann vielleicht die absolute Abwesenheit von Aggressivität und Rebellion - immerhin ja doch ein Grundgestus von Blues und Rock. Anders als ihre Kollegen im Geiste von Mumford & Sons, deren Musik immer auch zu im- oder explodieren droht, und deren Sänger Marcus Mumford man sich dann auch durchaus in einer Prügelei vorstellen kann, gehen die Fleet Foxes jedem Konflikt aus dem Weg, und dieses Dogma der Friedseligkeit führt dann manches mal dazu, dass man bei diesen Waldschraten irgendwann den Wald nicht mehr sieht, der das Bett für diese Musik zu sein scheint. Das ändert freilich nichts an der Grösse und Grossartigkeit des Albums „Helplessness Blues“.
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