Take That live im Wembley-Stadium
von unserem Gast-Autoren Dietmar Poppeling, der sich heute ziemlich kurz gefasst hat
Am Tag, an dem in der Heimat über mein Comeback als bundespolitischer Popbeauftragter spekuliert wurde, also gestern, bin ich ins Wembley-Stadium hier in London gegangen, um Take That zu sehen. Ein Verkaufsrekord: Die Ex-Boyband spielt hier acht Abende in Folge, und niemand Geringeres als die Pet Shop Boys sind die Vorband in diesem Generalstabsequenzer, der sich Konzert nennt. Die Pet Shop Boys spulen einen für eine Vorband überragenden Hit-Medley in einem für die Pet Shop Boys unüberragenden Vorbandambiente ab, bevor Take That die Geschichte ihrer Wiedervereinigung mit Robbie Williams konzert-dramaturgisch nachahmen: Sie spielen erst ohne Robbie, dann ohne Take That - und schliesslich alle fünf zusammen. Während Robbie in seinem Soloset den Badguy gibt, tanzt er danach brav Dee!-artige Choreos zu einer Band, die Stuart Price auch nicht besser hätte programmieren können, und die Damen im Wembley simulieren ihre Kindheit, indem sie noch immer oder wieder auszuflippen scheinen. Alles in allem erleben wir hier durchkalkulierten, risikolosen, Hedge-Fonds-Pop. Selbst aus Hunderten Metern Entfernung greift das merkwürdige Phänomen, das Menschen, die da sind, sich lieber im Nachhinein beweisen wollen, da gewesen zu sein, als zu geniessen, da zu sein, und Tausende schiessen Fotos und Videos von den Punkten da vorne oder der Leinwand, auf der die einzelnen Ex-Ex-Take-Thatler zu erkennen sind. Die Londoner Mittelschicht trägt die neuesten Funshirts zur Schau, und an meinem Comeback als Popbeauftragter ist nichts dran, vorläufig komme ich noch nicht mal nach Deutschland back - sondern schaue mir heute Abend noch beim iTunes-Festival Adele an.
Aufgrund der grossen Nachfrage < HIER > noch mal der Link zum Rücktritt Dietmar Poppelings als Popbeautragter im Jahre 2004
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