Letzte Lieder
28. Oktober 11
Die CD hat Songs an ihr Ende verbannt
Ich habe keine Statistik, mit der ich die folgende These beweisen könnte, es ist nur eine persönliche Beobachtung, die ich wage zu verallgemeinern: Die ersten Songs auf einer CD werden mehr gehört als die hinteren. Mir ist das bei der letzten Vampire Weekend aufgefallen: Beim Hören kam mir was dazwischen, die CD dudelte im Nebenzimmer weiter, und 20 Minuten später hörte ich Songs, die ich noch gar nicht kannte. Bei den ersten 5 dagegen könnte ich sämtliche Instrumente mitspielen, so ich diese Instrumente beherrschen würde. Ganz neu ist das Phänomen sicher nicht, aber es ist eines, das der Tonträger CD hervor gebracht hat, denn die LP hatte zwei Seiten, und wenngleich man dann vielleicht auch öfter die erste Seite als die zweite hörte, behaupte ich erneut ohne statistischen Beweis, dass letzte Lieder auf CDs seltener erklingen, als B-Seiten bei LPs und deren letzte Lieder
Nun mag der ein oder andere einwerfen: Was geht‘s mich an? Aber meine Gedanken bei der ganzen Sache waren derer zwei: Erstens schlummern in unser aller CD-Sammlungen möglicherweise tolle Lieder, die wir noch nicht entdeckt haben, weil es sich um zehnte, elfte oder zwölfte Songs handelt. Zweitens habe ich den Eindruck, dass mit der Erosion des Tonträgerformates „Album, das zwei Seiten hat“, auch bestimmte dramaturgische Ebenen von Songs unter den Teppich gefallen sind - typisch erste Lieder auf zweiten Seiten zum Beispiel oder markant letzte Lieder auf ersten Seiten. Das ist ebenso schade wie unumkehrbar - was man aber machen kann, und damit ende ich auch schon, ist sich seine CDs virtuell selber einzuteilen und schlicht immer wieder einmal nicht mit dem ersten sondern mit dem sechsten oder siebten Lied das Hören beginnen.
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