Das Debut-Album von Fatoumata Diawara aus Mali
Als mündiger Pophörer will man ja eigentlich nicht seine potentiellen Neuentdeckungen von undurchschaubaren Algorithmen abhängig machen, die hinter den Webseiten von beispielsweise Amazon herum flirren und Vorschläge machen, was einem gefallen könnte. Als Popticker hat man ja eher sogar umgekehrte Ansprüche, Leser auf randseitige Popmusik aufmerksam zu machen, und wenn man was Neues sucht, geht man in den Plattenladen seines Vertrauens, fragt oder stöbert. Hat dieses mal alles nix genutzt: Zwar habe ich beim Stöbern und Fragen bei Zardoz die Platte „Fatou“ von Fatoumata Diawara gefunden, aber ich hatte die Möglichkeit, dass das gut ist, schon längst verworfen, weil Amazon sich bereits sicher war, mir könnte diese Platte gefallen. Welche Kalkulationen dem auch immer also zugrunde lagen: Nie lag bei meinem Geschmack ein Amazon-Algorithmus näher als bei dieser Empfehlung: Das auf dem grossartigen Label Worldcircuit erschienene Debut-Album der in Paris lebenden Sängerin, Gitarristin und Songwriterin Fatoumata Diawara aus Mali ist von seltener Schönheit, die Platte schifft um Gospel, Folk, Jazz und grossartigen Chorsätzen - aus Diawaras Stimmen geschichtet - zu sanft akustischen Weltmusik-Ufern. Ihre Lieder sind Songs, die zu Frieden, Weisheit und Lebensfreude aufrufen, sie haben die hoffnungsvolle Traurigkeit des Blues und die verlangsamte Polyrhythmik des Afropop. Viele Beats, die unplugged durch die Lieder dotzen, scheinen ihren Ursprung in Fatoumata Diawaras Gitarrenspiel zu haben. Ihre Anschlag ist virtuos rhythmisch, ihre Gitarre ist ein melodisches Schlag-Instrument, und ihr Gesang schwebt über den von ihrer Band ausgebauten Patterns: Eine von sanfter Kraft, Melancholie, Spielfreude, Schönheit und wunderbarer Instrumentierung durchzogene Musik von grosser Würde und Klarheit.
Kommentare