Billy Braggs neues, wunderbares Album „tooth & nail“ (Platten-Nachholwoche(n) Folge 5)
In einer Woche und live ohne Overdubs hat Billy Bragg sein neues Album eingespielt - Folk mit Pedal Steel Guitar, gospelig, folkig, bluesig augenzwinkernd - vor allem aber: Mit wunderbaren Songs. Manch Purist hat ihm übel genommen, dass der nun auch nicht mehr ganz junge Sänger und Songwriter ein stückweit seine politische Wut verloren habe und nun unerhebliches Zeug darüber schreibe, er könne keine Regale reparieren - mancher zog sogar eine Verbindung zu dem Tode von Margareth Thatcher, über die er einst sagte, sie sei seine wichtigste Inspiration, aber unabhängig davon, dass die Platte, als sie starb, schon längst fertig war, ist die Wahrheit in meinen Augen eine andere: Wer so wunderbare Lieder schreiben kann wie Billy Bragg, tut gut daran über vieles zu schreiben - man kann nicht alle 10 Jahre ein neues England fordern. Und die verzweifelte Suche nach wissenschaftlichen Halt in Form einer Weltformel ist doch zum Beispiel auch ein tolles Thema und ganz sicher auch nicht unpolitisch. Ein paar Lieder seiner neuen Platte hat Billy Bragg neulich im Plattenladen Roughtrade in London vorgestellt, es war wunderbar, und sein schnorrig fabulierender Ansage-Tonfall ist sowieso alles andere als wutfrei - wenn er im Oktober und November zu ein paar Konzerten nach Deutschland kommt, sollte man auf jeden Fall hingehen.
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