ME PHI ME / ONE
„Me Phi Me“ ist das Projekt des Rappers und Songwriters La-Ron K. Wilburn, und es gibt nur ein Album von ihm unter dem merkwürdigen Bandnamen: „One“ aus dem Jahre 1992. Hierauf zeigt sich der heute 45-Jährige als ein Genie der Popmusik, das Album zieht derartig viele Register, dass es fast schon zu gut ist, und mit dieser Platte ist musikalisch derart viel erzählt und gesagt, dass hierin vielleicht der Grund liegt, dass es nie ein zweites Album dieses Menschen gegeben hat. „One“ ist die vollendete Fusion von Folk, Gospel, Jazz, Afro und Blues mit den Mitteln der Rapmusik, die damals 1992, noch in den Kinderschuhen steckte - zumindest, was den Flirt mit anderen Pop-Stilen anbelangte. Eine Musik wie diese hatte man damals, als sie erschien, noch nicht gehört, und gemacht wurde sie danach auch nie wieder - zumindest nicht in der Form dieser Virtuosität.
Das Album beruht auf einer Art Philososphie, einem Credo, welches Wilburn zu Beginn, nach einen chorischen Bodypercussion-Intro rappt: „I believe that you can be what you wanna be“ - es handelt sich um einen leicht religiös anmutenden Aufruf zur Individualität und gegenseitigen Akzeptanz. Was als Credo und Intro zunächst ein wenig naiv und esoterisch daher kommt, ist auf Albumlänge gelebte und gerappte Philosophie, und was immer hier gesungen oder gerappt wird, die Texte sind durchdrungen von friedfertiger Skepsis gegen jede Art und Rassismus, Ausgrenzung oder sonstiger Machtstrukturen. Und die Texte, in denen diese Lebenshaltung ausgebreitet wird, ruhen auf einem weltmusikalisch radikal schönem Bett aus Zitaten und Versatzstücken traditionellerer, verschiedenster Musiken - wie oben schon genannt. Exemplarisch sei hier der Blues mit Zupf-Gitarre und Blues-Harp „Not my brotha“ genannt, der derart entspannt groovt, und die Melancholie und den Trotz des Blues in den Hiphop entführt, und der auf diese Art und Weise nie wie ein Mackertuhm oder chauvistisch wirkt. Das vorletzte Stück „where are you going“ rhythmisiert sich einzig durch die akustische Gitarre und einer wunderbaren Singalong-Melodie, die in verschiedenen Zwischenspielen schon zuvor auf der Album vorweg genommen wird.
„Me Phi Me“s „One“ ist ein Gesamtkunstwerk vollendeter Schön- und Erhabenheit, wie es sie selten im Hiphop gibt, wie es selten ein Album überhaupt gibt.
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