Jain - aus Frankreich kommen derzeit die tollsten Pop-Musikerinnen der Welt
Jain entlockt ihren Loop-Machines einen Weltpop nun schon zwei Alben lang. Geboren in Südfrankreich, aufgewachsen in Dubai und im Kongo wirkt die Musik tatsächlich, als hätte sie Klänge, Rhythmen und Melodien aus mindestens drei Kontinenten in ihren Samplern mitgenommen, aus denen sie nun ihre Wohnzimmerweltmusik zimmert - mit zusätzlichen Beat-Ingredienzien aus Hiphop, Bindemitteln des Reggae und Räumlichkeiten des US-Soulpop. Während das Debut „Zanaka“ seine Sound-Quellen hauptsächlich aus dem afrikanischen Kontinent bezog (unter Anderem mit der Song gewordenen Liebeserklärung an Miriam Makeba), klingt „Souldier“ deutlich arabischer und mithin orchestraler. Dennoch bestehen die Songs immer aus einem Beat-Harmonie-Geflecht ihrer Loop-Machine, zu dem sie dann Gesangsmelodien, Instrumente und Texte wirft. Wie solche Tracks genau entstehen, kann erahnen, wer sich auf YouTube einen der vielen Filme anschaut, auf denen zu sehen ist, wie Jain ihre Lieder live reproduziert: Sie baut Soundwürfel aufeinander, besingt sich Loops mit ihrer Stimme, schichtet sie über die Musik, bis sie schliesslich genug Fundament zum Singen hat. Diese Arbeitsweise beherrscht sie so perfekt, dass sie ihren Popentwurf ausreichend ausformulieren kann, und trotzdem bleibt bei der Studioarbeit dann noch Platz für tatsächliche Instrumente. Auf der zweiten Platte sind dies neben Gitarre und Schlagzeug auch indische Instrumente wie Tabla, Shrutibox oder die Tarang. Durch das Looping-Sound-Bett verliert dieser Pop aber nie die Bodenhaftung.
Hin und wieder wirkt nun ausgerechnet ihr Gesangsmarkenzeichen des kosmopolitischen Akzents im Englischen ein wenig aufgesetzt und übertrieben, aber das stört nicht den Gesamteindruck: Hier sucht ein Pop-Talent ihren eigenen Sound, ihren eigenen Pop, ihren Chanson, ihren Platz, und der Popticker wird ihr noch gerne 10, 20 Alben dabei zuhören - eine bemerkenswerte Platte einer tollen Musikerin.
Kommentare