171118 /// Dido fängt ihr neues Lied, die erste Single ihres erst im März nächsten Jahres erscheinenden Albums, wie einen Folksong an - gezupfte E-Gitarre, tiefe Stimme, seichte Zurückhaltung. Dreampop, wie man es von ihr kennt, wird „Hurricanes“ erst nach zwei Minuten, nach einer Strophe und einem frühen B-Teil beflächen Synthies und ein merkwürdiger Marsch-Beat diesen Song, und es dauert dann eine weitere Minute, bis Dido wieder singt - fast scheint es, als würde er, der Song, hier schon auslaufen, aber dann crescendiert es doch noch mal auf eine Generalpause zu, wir hören einen A-cappella-Part, und flibbernde Electronica lassen das Ganze nach 5 Minuten dann doch enden - ein höchst ungewöhnlicher Song, erst recht als Single, und wer dieser Popsängerin noch irgendwann einmal vorwerfen sollte, mainstreamkompatiblen Seichtpop für Menschen ohne Geschmack zu machen, der beschäftige sich bitte einmal eingehender damit - „hurricanes“ ist wirklich ein tolles Stück Pop. /// Ob Lena (Meyer-Landrut) jemals den Popticker gelesen hat, wissen wir natürlich nicht, aber sie könnte sich bei ihrer neuen Single „Thank You“ durchaus an meine Regelsammlung für den eigenen Soulpop-Hit gehalten haben - Synthie-Blubbs auf der „Und“, Ed-Sheeran-Shape-Of-You-Beat, Mischmasch aus Handmade- und Electronic-Sounds - und vor allem eine funktionale Akkordfolge ( D - A - b7- A ) über die gesamte Liedlänge - das kann man nun wahlweise als wenig einfallsreich oder als Königsdisziplin bezeichnen. Zweifelsohne klingt der Song jedenfalls sehr nach dem derzeit allseits präsenten Soulpop, und er könnte auch von Rita Ora oder Julia Michaels sein; aber nach drei, vier, fünf Mal Hören hatte ich das Ding im Ohr und bin nach anfänglicher Skepsis doch ziemlich begeistert. Das liegt vielleicht auch an dem Text: „Thank you for knocking me down“, singt Lena, sie berichtet davon, dass der Hass, der einem als prominenter Mensch, der sie ist, entgegen schlägt, zwar nicht an ihr abprallt, aber eben stärker macht - mithin ein ebenso wie die musikalische Machart recht häufiger Poptopos - man denke nur an „Fighter“ von Christina Auguilera oder „stronger“ von wahlweise Britney oder den Sugababes, aber in der Kombination eines sehr persönlichen Themas mit der mainstream-tauglichen Konstruktion ist das ein Lied, das tief gehend und konsumerabel zur gleichen Zeit ist. Und so muss Pop doch sein, oder ? /// Was für ein schöner Link: Lena auch schon mal ein Lied von Ellie Goulding gesungen, „Not following“ heisst es, und Ellie Goulding hat bereits vor etwas Längerem auch ein wundervolles Cover von einem wundervollen Song von Don McLean veröffentlicht - „Vincent (starry starry nights)“. Hier hat sie ganz auf alle Soundverheissungen des Pop verzichtet und zu reinen Akkustik-Gitarre dieses Lied gesungen - wundervoll ist dies.
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