Selena Gomez „Rare“
In der Ära der Postcharts hat sich ein Streamingpop heraus gebildet, der im Grunde 1000fach reproduzierbar und somit zur Franchise-Musik geworden ist: Wer über diese Popsoul-Teppiche singt, ist im Grunde genommen vollkommen egal. Jetzt hat es Selena Gomez übernommen. 13 Songs hat man sie für sie bereit gestellt, jeder ist von Songwriting-Camps (Rekord sind 13 genannte Songkomponist*innen) bis zum Apostroph und der perfekten Bridge stromlinienförmig eingedampft zu Surrogaten von bombastischer Emotionslosigkeit, und der antiseptische Sound funktioniert auf jedem Handy- oder Bluetooth-Speaker besser als auf High-End-Hifi-Türmen. Nur zwei Lieder auf dieser Platte dauern länger als 3 Minuten und 10 Sekunden, quasi alle beherzigen die magische 15-Sekunden-Song-Modul-Regel, und samt und sonders verschiessen sie sämtliche ihrer Dramaturgie- oder Sound-Effekte in den ersten 30 Sekunden - dann gelten sie auf Spotify als gehört. Was danach in so einem Lied geschieht ist vollkommen egal, es muss jedenfalls nichts sein, das nicht auch schon in der besagten ersten halben Minute drin ist. Musik wie diese wird sich in in ein paar Jahren totgelaufen haben, denn das ist nun wirklich eine unumstössliche Regel von Popmusik: Wenn es von irgendwas zu viel gibt, will’s keiner mehr haben.
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