Miley Cyrus spielt Igel
Miley Cyrus hat in den vergangenen Wochen recht rockige Song-Cover lanciert, „Heart Of Glass“ als melodischen Punkrock, „Zombie“ (von den Cranberries) leicht schneller und mit Power-Riff, sie präsentierte zudem einen neuen Look, der man mit Punkrock und Power-Riff beschreiben könnte, und dann streute sich auch noch Gerüchte, sie plane, demnächst ein Album zu machen auf dem sie Metallica-Lieder nachsingt. Es macht schon großen Spaß, Miley Cyrus bei derartigen Selbstkonzeptionierungen zuzusehen. Sie denkt sich neue Erscheinungsfiguren aus, zwischen denen und ihrem öffentlichen Bild der Person Miley sich dann ein Image aufspannt. Solcherlei Imagekampagnen sind an und für sich nichts Neues, vielmehr sind sie inzwischen steter Bestandteil des Popgeschehens, spätestens seit es Musikvideos gibt. Aber was Miley Cyrus sich patentieren lassen könnte, ist die allmähliche Verfertigung des Images beim Inszenieren Desselbigen. Sie geht dann einen Schritt in eine Richtung, prüft, wie sich diese Richtung anfühlt, und korrigiert sie entsprechend. Mancher dieser Schritte sind spontan, manche sind inszeniert. Und genau diese Abwechslung zwischen authentischen und geplanten Popmoves sind äusserst unterhaltsam. Nachteilig wirkt sich freilich aus, dass diese Strategie marketing-technisch wie die Geschichte von Hase und Igel wirkt: Immer, wenn sie irgendwo ankommt, wie jetzt mit einem deutlich rock-orientierten Album, denkt man: Da ist sie ja schon. Und der alte Hase Album-Release zieht dann weiter - und wo immer es ihn auch hinzieht, wird auch wieder Igel Cyrus sitzen und wieder sagen: Ich bin doch schon da. Und wo sie zuvor war, das bricht zusammen. Kein Wunder eigentlich, dass der Signature-Song der Post-Hanna-Montana-Cyrus „Abrissbirne“ heißt.
„Plastic Heart“ also heißt das neue Album, und es ist gedacht als Peak der rockistischen Unterwanderung des gesamten Popiversums Cyrus, so eben, wie sich das andeutete in besagtem Pop-Moves mit Rock-Grooves und Punk-Riffs, aber „Plastic Hearts“ jetzt eben leidet auch ein wenig darunter, dass man das Gefühl hat, sie ist quasi schon wieder weg, und das Album ist, so wie wir es uns nach „Monster“ und „Heart Of Glas“ vorgestellt haben, viel besser, als es nun in der Realität geworden ist. In dem Album-Hase schreit der Igel Miley: Ich bin doch schon da. Und der Hase antwortet: Und ich bin schon wieder weg. Man könnte auch sagen: Ein Album ist zu langsam für Miley Cyrus.
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