Mit ihrem letzten, erhabenen Album „Norman Fucking Rockwell“ hat Lana Del Rey ihre Sepiaton-Unterkühlung eines entschwundenen Amerikas in eine nahezu politischen Popentwurf überführt. Diesen Entwurf hat sie sogar noch vom Pop weg geführt, mit einem stillen aber scharfen Lyrik-Band, kontextüberladene Elegien aus der heutigen Zeit, in der ihre Retro-Sehnsucht schon allmählich verblasste; um nun mit dem heute veröffentlichen Titellied ihres im März erscheinenden Albums „Chemtrails Over The Country Club“ genau dieser Sehnsucht, auf der ihr ganze Image fusst, das Blut auszusaugen. Der Song, der dem Piano kaum mehr Akkorde entlockt, ist derart reduziert, dass er wirklich nur eine Müh mehr Musik ist, als ihr Hörbuch mit den erwähnten Gedichten, die ihr ihr Buddy Jack Antonoff mit Musik unterflächte. Und die hollywoodliken Bilder, die klassischen pastellenen, kodachromen Film-Ausschnitte zerwirbeln in einem Orkan zu einer Wolfs- und Vampir-Rudel - Chemtrails Over The Country Club eben. Das ist so erschreckend düster und gleichzeitig real-dystopisch, dass man Bruce Springsteen nur Recht geben kann: Das ist eine der tollsten Songwriter:innen unserer Zeit.
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