Rotwein im Federkleid
27. August 21
Pop in Startblöcken #01: Isa Jansen und Josua Schwab
Isa Jansens Musik orientiert sich durchaus am Folkpop, wie man ihn auch immer wieder mal mit deutschen Texten hört - klare Arrangements, vornehmlich akustische Instrumente, lyrische Geschichten und Riffs, die nicht behaupten, den Pop neu zu erfinden. Aber singen tut sie ihre eigenen Lieder eher wie Jazz, immer wieder mal kippt die Stimme knapp am klaren Ton vorbei und verhindert so, dass sie sich in dem beschriebenen Folk-Bett einkuschelt, und die Texte sind lyrisch-kryptisch verschachtelte Allegorien. Die vier Songs ihrer gerade erschienenen EP „Federkleid“ hievt diese Strategie auch aus einer gewissen Komfortzone der Hörer:in - will sagen: Man kann das nicht so gut durch sich durchdudeln lassen, was wiederum beim Folkpop ja auch ganz angenehm sein kann. Aber die Lieder von Isa Jansen halten dem Anspruch, den sie an sich selber zu stellen scheinen, stand. In dem Song „Junger Kettenhund“ zum Beispiel, der Opener der EP, bleibt auf angenehme Weise unklar, wer dieser Kettenhund ist: „Vernünftig sicher und kontrolliert / Dein Herz in zwei halbiert / Kriegst es einfach nicht sortiert / Der Hund nach seinem Nutzen giert:“ Dieser Song verzichtet im Grunde auf einen Refrain, bleibt bei losem Reimschema bei sieben vierzeiligen Strophen, hält aber dennoch mit erwähnt lyrischen Mitteln die Spannung, und die leicht sich steigernden Bläsersätze helfen dabei. Diese kleine, feine Songsammlung ist vermutlich kein Meisterwerk im Sinne einer Popmusikerin mit letzten Antworten auf die Frage, wie ihre Musik klingen soll, sondern eine Station eben auf der ehrlichen Suche nach einem Popentwurf zwischen Folk und Jazz.
Auch vier Lieder hat der Singer- und Songwriter Josua Schwab heute in Form einer EP veröffentlicht - überhaupt scheint die EP ja das Format der Stunde. Schwabs’ heißt „Dein Rotwein“, und der titelgebende Wein ist die Erinnerung an eine Frau, die das singende Ich aus nicht genanntem Grund zwei Jahre nicht gesehen hat: „Liebe Grüße aus der Ferne / Ich hab grad an dich gedacht / Hab deinen Wein bei mir gefunden / Und hätte ihn fast aufgemacht“. Der Wein also hat sich mit Erinnerung aufgeladen, und das ist ja auch eine schöne lyrische Allegorie, wenngleich die Texte von Josua Schwab insgesamt mehr realistischer sind, geschichtenhafter (als die von Isa Jansen), und er singt klar strukturierte Dus an. Seine Musik ist dann aber Bandpop mit einer klaren Brise gestauchtem Funks. Dazu passt, dass Schwab seine Stimme anstrengungsfrei ins Falsett ziehen kann und plötzlich klingt wie Justin Timberlake - nice. Vor allem, weil er das auch sozusagen inhaltlich einzusetzen vermag. Zwar zeigt sich der Popentwurf von Josua Schwab in sich geformt und produziert, aber auch hier wird keine Sekunde lang behauptet, man habe die das Poprezept schlechthin, und die vier Lieder bleiben ehrlich in ihrer Suche nach schöner Popmusik.
Das ist dann vielleicht die Gemeinsamkeit zwischen den beiden Musikerinnen in dieser ersten Folge meiner neuen Rubrik „Pop in Startblöcken“, auch wenn die Musiken unfassbar unterschiedlich sind. Und hier sind die Links zu der Webseite von Isa Jansen und der Instagram-Seite von Josua Schwab.
Kommentare