Die zweite Platte der wundervollen Lou-Adriane Cassidy
Im siebten Song erst kommen die hinreissenden Streicher, die das erste Album von Lou-Adriane Cassidy so dramatisch und schön gemacht haben. Das soeben erschienene Zweite ist in jeder Hinsicht rauher, ungeschliffener und sucht seinen Chanson-Entwurf nicht im Drama sondern gewissermassen im Indierock. Schon die Vorabsingle „J’espère encore que quelque part l’attente s’arrête“ war ein kurzer Wutschrei, ein Riff, eine Melodie, die Hoffnung, dass ein nicht näher erklärtes Warten ein Ende hat, und nach nicht einmal zwei Minuten ist das auch schon wieder vorbei. „Lou-Adriane Cassidy vous dit: Bonsoir“ heißt diese Platte, und sie sagt hier nicht nur guten Abend sondern singt natürlich auch - von diffusen Ängsten, merkwürdigen Zeiten, besagten Hoffnungen und von Sex. Und natürlich Liebe. In 10 Songs von ingesamt gerade einmal 23 Minuten zieht sie unter ihren jazzigen Pop eine Prise Rock, nimmt einen kurzen Beatlesremiszenz-Umweg, zitiert Plastic Bertrand, findet zu einer zynischen Pianoballade und mixt das ganze zu einem diffusen Chansonschaum auf. Zum Schluss teil sie mit: „L’album est finit, nous voici arrivé á la sortie, vas meme decouder, mais ce n’est pas qu’un au revoir: Bonsoir, Bonsoir, Bonsoir.“ - wunderbar. („Das Album ist zu Ende, da sind wir nun unwissend am Ausgang, aber es ist nicht nur ein Abschied: Guten Abend. Guten Abend. Guten Abend.“) Vielleicht sind diese 23 Minuten was für Fans, ich bin einer, aber wer diese unfassbar großartige Sängerin aus Kanada für sich entdecken will, dem sei hier vielleicht eher ihr Debüt-Album „C’est la fin du monde à tous les jours“ ans Herz gelegt - < HIER > meine Huldigung dazu.
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