/// Der Song, der wie ein Bond-Song klingt, ist ja im Grunde eine Genre für sich, da der Bond-Song als solcher ja nur James-Bond-Songs vorenthalten ist. Die neue Single der Sängerin, Songschreiberin und Produzentin Carla Lina, „higher“, ist nicht ganz, ein Song, der wie ein Bond-Song klingt, der aber wie ein Bond-Song beginnt: Klavier-Akkorde, tiefe Stimme, Harmonie-Anlage - aber dann hebt das Ganze ab und flaniert in einen Eurodance-Snythiepop-Hit, öffnet sich und fliegt weg. Das ist versiert gemacht: Als Produzentin kennt Carla Lina die effektive Dramaturgie der Pop-Euphorie und als Sängerin setzt sie diese auch um - mit tiefem Soul-Timbre, das sie ansatzlos auch in Höhen schrauben kann. Lina versteht ihr Handwerk. Das Songwriting ist vielleicht noch nicht der Weisheit letzter Schluss, „you make feel higher“ ist eine Hook-Line aus dem Werkzeugkasten der Popgeschichte, aber Carla Lina sucht nach einem originären Popentwurf, und Suchen bringt mit sich, dass nicht jedes Element der Weisheit letzter Schluss ist. /// Mit Referenzen ist das ja so eine Sache - manches Mal können Sätze wie „diese Band klingt wie…“ an ebendiesen Bands kleben bleiben, und daher sollte man nicht leichtfertig irgendwas in der Richtung in den Raum werfen. Die Promotion für die Band „Jacob Fortyhands“ nennt als Referenzbands „The 1975“ und „Coldplay“, und das muss man nicht eigentlich fast nicht nennen, weil es schon sehr stimmt: Die wie Carla Simons oben erwähntes Lied ebenfalls vorgestern, am 11.02. erschienene, neue Single der Band, „feels like forever“, hat den Breiwand-Gestus einer Coldplay-Single, der entsteht, wenn eine nominelle Rockband Pop spielt: Keyboard und Gitarre legen ein Bett, auf dem es sich der Sänger Lukas Heitmann mit schönster Melodie bequem macht, untendrunter tummelt sich ein angenehmer Uptempo-Beat, und für Bridge und Refrain macht sich der Himmel auf. Diese Band ist nahezu erschreckend versiert in dem was sie tut, und als dritten Referenzpunkt würde ich der Promotion noch „Vampire Weekend“ hinterher rufen - der Drummer versteckt Afrobeat-Anleihen ähnlich geschickt wie die artpoppigen Wochenend-Vampire. „Jacob Fortyhands“ ist eine echte Entdeckung. /// Links: der YouTube-Kanal von Carla Lina und Die Website von Jacob Fortyhands ///
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