Camila Cabello und ihr neues Lied „Bam Bam“
Der Refrain des ersten Solohits der Kubanerin Camila Cabello ging so: „Havana, ouh nana“. Der Chorus ihres neuen Songs lautet nun: „Ba-da, bam-bam-bam-bam, bam-bam.“ - man könnte also leicht konstatieren: Latino-Riff und -beats und ein Refrain mit vielen „A“s - fertig ist die Laube - respektive ein Camila Cabello-Song. Und natürlich stehen diese Lieder für bestürzende Banalität und sind gleichzeitig Zeugnis einer postdepressiven Musikindustrie, die im Streaming endlich die Antwort auf die Raubkopie als solche gefunden hat. Aber man darf es sich auch nicht zu einfach machen. Wenn in dem Song „Bam Bam“ in der zweiten Strophe plötzlich Ed Sheeran seinen Popentwurf über den Latinosong stülpt, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass wir es hier mit einem globalisierten Naivitätskonzept zu tun haben, eigentlich dem besten Pop der Welt, eine Ablenkung von allem, die Einbildung, wir könnten es letztlich mit einer Welt zu tun haben, die ohne nennenswerte Probleme dahin grooved. Das ist dann in der Tat auch die Botschaft des Songtextes: Lass dich nicht von Kleinigkeiten unterkriegen, „Lebbe geht weider“ - würde der Hesse sagen, und Camila Cabello sagt halt: „Ba-da, bam-bam-bam-bam, bam-bam“. Das mag in Zeiten von Corona und Krieg auch eine Ohrfeige sein, aber die Unverfrorenheit, mit der die nass gewordene Cabello dann halbnackt durch einen Waschsalon tanzt und „Ba-da, bam-bam-bam-bam, bam-bam“ singt, hat auch etwas Tröstendes. Wie man es dreht und wendet: Beknackter und besser kann Popmusik kaum sein.
Kommentare