„auf Sand gebaut“ - so toll kann Deutschpop sein
Mit Florian Paul und seiner Kapelle der letzten Hoffnung“ haben wir uns hier schon einmal zweimal beschäftigt - namentlich mit den Singles „Zeitgeist“ ( < hier > ) und „Heile Welt“ ( < hier > ) - heute nun erscheint von dieser großartigen Band das zweite Album „auf Sand gebaut“ - und es ist wunderbar geworden; mutmasslich die beste Platte mit deutschsprachiger Popmusik mindestens dieses Jahres: Der Orchesterpop mit Vaudeville-Bläsern, Balkanbeats, Zirkus-Pathos, Gypsy-Gitarren, plötzlichen Trompeten-Soli und überhaupt Jazz-Verve trägt auch über Albumlänge, ja, dann wird eine Welt draus, in die man eintauchen, in die man verreisen, zu der man kochen und so manches vorletztes Glas trinken möchte - getreu dem Motto „Erst wenn die letzte Schlacht wirklich verloren ist, dann macht das Leben wieder Spass.“ - diese Musik versetzt Dich in ein Stück von Brecht mit Musik von Eisler, und im nächsten Moment bestellst Du noch einen Schnaps ... stehst aber einsam in Deiner Küche.
Auch stille Stücke kann diese Kapelle der letzten Hoffnung: „Schatten“ ist eine stetig crescendierende Ballade am Morgen, vielleicht, nach einem One-Night-Stand, Champerpop, der sich mit immer mehr Instrumenten gegen den Kitsch auflehnt - und auch hier Zeilen, die man so noch nicht gehört hat: „Schau mich nur einmal so an, als ob da niemand mehr hinter mir steht, als ob da niemand mehr vor Dir geht, der einen Schatten wirft … auf uns.“ Die Stimme von Florian Paul, der auch die Lieder schreibt, trägt dabei mit tremolofernem Pathos durch die Kneipe, ohne sich der Versuchung des trunkenen Schmetterns hinzugeben, und hinter aller melancholischer Skepsis bleibt eine Spur Klarheit und Vernunft, hinter jeder Ecke des Weltuntergangs schaut man auf eine unklare letzte Hoffnung - der Name ist Programm.
Diese Musik ist auf herrliche Weise aus der Zeit gefallen und passt genau deswegen in die Zeit.
Link: < Website > von Florian Paul und der Kapelle
Kommentare