Die neue Single von Florian Paul und seiner Kapelle
Von „Florian Paul & der Kapelle der letzten Hoffnung“ haben wir hier im Popticker schon öfter geschrieben, auch dem Album „Auf Sand gebaut“ wurde < HIER > schon gehuldigt, aber wenn heute die neue Single „Bar Kalypso“ erscheint, ist es Grund genug, um erneut zu erwähnen, dass es derzeit keine bessere deutschsprachige Popmusik gibt als diese. Erwähnte „Bar Kalypso“ beginnt mit tiefer Saxofonmelodie und getupften Klaviersprenkeln, Forian Paul singt ebenfalls eher tief und zurück gehalten, aber der ganze Anfang, Intro und Strophe tragen die Atmosphäre der Eskalation, der Ruhe vor dem Sturm mit sich, und so ist es dann auch: Vor dem Refrain tankt der Song noch einmal Ruhe, um sich dann in einem Cresendo aufzubauschen und in einen siwngenden B-Teil mit scharfen Bläsersätzen und Einladung zum Lilly-Hop zu eskalieren - spätestens mit dieser Single wird deutlich, dass nicht nur Florian Paul mitreissende Songs schreibt und singt, sondern auch, dass die Kapelle der letzen Hoffnung eine famose Band mit exzellenten Musiker:innen ist.
Und Paul hat sich für die „Bar Kalypso“ auch noch Verstärkung ans Mikrofon geholt, MOLA, eine junge Sängerin aus München, deren eigenen Veröffentlichungen zwischen ironischem Schlager und Indie-Songwriting pendeln - zu Zweit schaukeln sich die beiden in eine hedonistische Eloge ans Leben, in deren Tunneln immer auch irgendeine Hoffnung schimmert: „Trink noch ein letztes Glas auf die Liebe / nimm einen letzten Schluck auf die Lust / ach wenn doch alles für immer so bliebe / Wie schmeckt ein wirklich unsterblicher Kuss? // Erst wenn die letzte Schlacht endlich verloren ist, dann macht das Leben wieder Spass / für einen Augenblick oder die Ewigkeit / wo ist der Anfang, wo der Schluss?“
Das Video zur „Bar Kalypso“ ist dem Film zum Album entnommen, das in voller Länge im Oktober erscheint. Der Film, soweit man ihn nun schon gesehen hat, ist fast die Milieu-Studie einer bizarren, fiktiven Gesellschaft in einem unentrinnbaren Haus. Das ritualisierte Tun und Lassen der dort lebenden Menschen ist ähnlich defätistisch und gleichzeitig hinreissend hoffnungsvoll wie die Musik von Florian Paul und seiner Kapelle der, sie heißen eben nicht zufällig so, letzten Hoffnung. Die Bar Kalypso ist in diesem Haus die Hausbar, und die Menschen dort trinken blaue Drinks - einmal mehr zeigt sich die Musik von Paul und Kapelle, als wäre sie einer bunten Brecht-Inszenierung entnommen. Wunderbar!
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