/// Wolf Biermann sang einst „Keiner tut gern das, was er tun darf - was verboten ist, das macht uns gerade scharf“ - im gewissen Sinne singt die Berlinerin Gloria Nussbaum, mit ihrer neuen, dritten Single „Camel Blues“ über Ähnliches: Was offenkundig falsch ist, kann sich im Kairos des Momentes richtig anfühlen - ein klassisches Pop-Topos eigentlich. Der Soundentwurf der Berlinerin, die zwischenzeitlich in Los Angeles wohnte und heute in London zuhause ist, scheint auch eben diese beiläufige Weltläufigkeit widerzuspiegeln: Kitchen-Folk könnte man das nennen, bedroom-pop sagen manche, aber Küche passt hier, finde ich, besser, und die Küche könnte eben in Los Angeles, Berlin und London sein - die Betonung liegt auf und, die Küche ist allen drei Metropolen. Darin verschleppt sich der leicht träge Gesang in vermeintlich etwas müder Fröhlichkeit, aber hinter der Cafétiere werfen Selbstzweifel ein paar Schatten. Ich mag sowas, für mich klingt das ein wenig nach der derzeit recht gehypten Maya Hawke - aus Los Angeles. /// Leicht psychedelischer Easy-Listening-Pop hat in Frankreich immer mal wieder Konjunktur, und die 70er sind dort derzeit ohnehin sehr präsent im Klangspektrum des Popchansons. Da kommt die neue Single von Laure Briard gerade recht: „Ciel Mer Azur“ kommt lakonisch elegant und gleichzeitig orchestral pompös daher. Wenn ich das höre bestelle ich einen zweite Ricard, obwohl ich gerade alleine in der Küche sitze. Will sagen: Gefällt mir wahnsinnig gut. /// Aber zwei Singles haben mich diese Woch zu Tränen gerührt: Herbert Grönemeyer hat uns Hoffnung und fast schon einen Gospel geschenkt: Sein neuer Song "Deine Hand" gehört in der Kategorisierung der Herbert-Texte in Ich-, Du- und Wir-Lieder in alle drei, weil ein Ich ein Du findet, und in der Findung liegt ein Wir: „Deine Hand gibt mir / den Halt den ich so dringend brauch/ um nicht zu brechen halt sie fest / und wir und wir / könnten uns noch retten.“ - Fingerschnippen und Pianotupfer steigert sich zu leichtem Bombast - wunderbar. Danke Herbert. /// Aus kaum einen anderen Land kommt beständig so wunderschöne Musik wie aus Mali - Wüstenblues, Afropop, Folk, Rock - und Fatoumata Diawara kann das alles. Für ihren neuen Song "Nsera" hat sie auch noch Synthies untergehoben; und Damon Albarn. Heraus gekommen ist eine herrliche Afro-Synthie-Pop-Welt mit Hoffnung, Leben, Tanz und Liebe und voller Schönheit - und einem tollen Video. /// Links auf den Titeln der Songs ///
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