/// Songs zum Sonntag /// 210418 ///
21. Mai 23
/// Der Osnabrücker Sänger und Songschreiber Moritz Ley bedient sich aus eines pop-ökonomischen Betriebsmittels unserer Zeit, der EP - „wann dreht sich der Wind“ wird sie heißen und im Oktober erscheinen. Bereits jetzt aber gibt es einen Song daraus zu hören, „Charade“. Ley zeigt sich hier einmal mehr als pfiffiger Songtexter: „aus tausend menschen werden nur zwei / auf einmal sind wir allein / und ich red plötzlich von mir / es geht um kopf und kragen / kann stille nicht ertragen / drum wort verdoppelt, wahrheit halbiert“, so fokussiert er aus Gefühlswelten in sich selber, und auch die Masken der titelgebenden Charade finden sich in allegorischen Anspielungen von Halbwahrheiten, wenn man plötzlich von sich redet. Leider hat Moritz Ley eine catchy Melodie vergessen, wenn man nicht sogar konstatieren müsste, dass eine Melodie fast schon ganz ausbleibt:
Auf zart verzerrter Gitarre geht die Stimme hier parallel einer Allerwelt-Akkord-Folge ohne rechte Idee. Man kann nicht alles haben, jedenfalls ist dieser sympathische Musiker es wert, mal die nächsten Singles abzuwarten - „Charade“ ist jetzt aber eben sicher noch nicht der Weisheit letzter Schluss. /// Synthiepop aus Berlin, was soll da schon schief gehen? Lucie nennt sich eine Sängerin, die nun ihre neue Single „bleachlonde“ heraus gebracht hat. In dem housigen Poptrack wird offensichtlich, dass, wenn sich die Retroschleifen der 80er und 90er überlagern, ein höchst originärer Popentwurf heraus kommen kann, in dem die Jahrzehntquellen in den Echokammern unserer Ewartungen verbleichen - nice & cool. /// In Sachen Retro-Entwürfen spielt Kylie Minogue
mit ähnlichen Sound- und Beat-Mitteln, aber bei ihr kommen natürlich noch etliche Selbstreferenzen und Feedback-Schleifen hinzu - ein neuer Song von Kylie bringt immer auch die gesamte Kylie-Discografie mit sich, Fachleute sprechen hier auch von der so genannten Kyliegrafie. 20 Jahren jedenfalls nach dem ikonographischem „La La La“ in „Can’t get you out of my head“ kommt nun die neue Lautmalerei aus dem Hause Minogue: „Padam Padam“ heißt die neue Single von dem dann im Oktober erscheinenden Album „Tension“. Der Song beginnt mit einem vorweg verhallten „Padam Padam“, elektrische Flächen mit viel Echos und einem glatten Sequencer-Bass, und erst zum Refrain binden sich die Räume, die Echo-Effekte werden abgestellt, und der Beat dotzt uns ins Tanzbein. Der Song ist nach zwei Durchgängen und 2:42 schon wieder vorbei, und wenn es jemals eine 55-Jährige gegeben hat, die die Geduld von Spotify-Hörer:innen und TikTok-Nutzer:innen kennt, dann ist es Kylie Minogue: „Padam Padam“ ist ein Kunstwerk der Kulturtechnik Popsong. /// Musikvideos /// Links /// "Charade" /// "bleachblonde" /// "Padam Padam" ///
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