/// „Eine ganze Jugend in vier Minuten - „Gekommen um zu Bleiben“ ist eine Hymne an gestern, heute und morgen. Kritisch, bewegend, euphorisch.“, so beschreibt die Band farbfilter ihren neuen Song, und selten können Bands ihre eigene Musik mit adäquaten Worten selber beschreiben, denn Bands haben ja ihre Musik, und um über ihre Musik zu sprechen, brauchen sie keine Worte mehr. „Gekommen um zu bleiben“, so hieß übrigens auch schon mal ein Song von „Wir sind Helden“, handelt von der „Generation Y, Kurt Cobain war längst begraben, und von überall bescheidene Musik“, skizzieren farbfilter, und die Musik von farbfilter ist in dem Fall marschierender Indierock, straight, tanzbar und mit einem Hauch Disko-Partizani. Nichts, was man hier zu hören bekommt, hat man noch nie gehört, aber so lange der Spirit stimmt, und das tut er, so lange kann auch lang Bewährtes toller Pop sein. /// „So Much“ ist der siebte Song, den Peter Gabriel von seinem neuen Album „i/o“ veröffentlicht hat - mindestens 4 sind also noch übrig, denn 11 neue Songs spielt er auf
seiner derzeitigen Tournee. Bislang also sieben, sieben Meisterwerke, anders kann man es als Fan nicht sehen. „So Much“ ist der bisher purste bislang, er bleibt ganz Klavierballade und lässt sich 3,5 Minuten, bis er sich ein wenig orchestral ausbreitet, mit Bläsern, die eine Bridge ergänzen, um sich dann wieder zurückzuziehen. Der Text ist eine poetische Assoziation über Alter und Sterblichkeit, „so much can be done“ singt Gabriel, aber wie er es singt, schwingt immer auch ein wenig das Gegenteil mit: Nicht alles, was getan werden könnte, muss auch getan werden; und es kann dennoch ein wenig in der Welt sein. Als wäre in dem, was man dennoch tut, vieles von dem, was man nicht tut, enthalten. Vielleicht ist das auch das Credo dieses wundervollen Musikers, der sich 20 Jahre Zeit für ein Album genommen hat, das nun so erhaben geworden ist, weil er viele Alben auch nicht gemacht hat. Und auch wenn das überinterpretiert sein mag: „So Much“ ist ein derart nahe rückender Song, dass man ihn nicht so oft hintereinander hören mag, aufwühlend, so schön kann Popmusik sein. /// Olivia Rodrigo ist 50 Jahre jünger als Peter Gabriel, aber sie ist auch in der Lage Songs zu schreiben, die als reine Pianoballaden eine innere Spannung entfalten, die man auch erst einmal hinkriegen muss. Schon ihre Signature-Single „Drivers License“ ist ein fast Strophe und Refrain überwindendes Dreifach-Crescendo, und auch bei ihrem neuen Song „vampire“ macht sie das so: Als stürze sie sich zurück gezogen am Piano in Innerlichkeiten, das Lied handelt von einer Trennung, und als entlade sich dann jede Innerlichkeit in einen Wutausbruch, wenn das, was von einem Refrain übrig ist, sich so anhört: „the way you sold me for parts / as you sunk your teeth into me, oh / bloodsucker, famefucker / bleeding me dry like a goddamn vampire.“ - diese junge Songwriterin ist der Wahnsinn und kann nahe des Wahnsinns singen, „vampire“ könnte ein Tom-Waits-Song sein, aber mit der glasklaren Stimme der 23-Jährigen bekommt der ganze Furor eine Meta-Schönheit, die himmelhohen Pop draus macht.
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