/// Der Deutschpop ist nach wie vor ein Strom von Beständigkeit und einem Füllhorn an Bausteinen, aus denen man auch sechs Jahre nach Böhmermanns „Menschen, Leben, Tanzen, Welt“ hittauglichen Pop zusammen basteln kann. Das ist vermutlich selten brillant aber auch oft nicht völlig blöd. Moritz Ley ringt dem Ganzen nun eine Münchner Hommage an Mittzwanziger ab, die mit Wegbier und Fluppen über Leben und Liebe philosophieren: „wir kennen uns schon seit ein paar monaten / hätt nie gedacht, dass da irgendwas zwischen uns schlummert / doch heute nacht lern ich dich anders kennen / bin nicht der einzige, der hier wen bewundert.“, singt Ley, und es stammen diese Zeilen aus seinem neuen Song „Casanova“, denn die Bewunderte weiß offenbar, dass er einer ist oder hält ihn zumindest dafür. Summa summarum kommt dieser Pop ein wenig harmlos um die Ecke, aber will schon was gegen harmlosen Pop sagen - manchmal kann man ihn brauchen. Manchmal brauch es aber auch ein wenig Wut. Vielleicht dann auf einem Album, Herr Ley. /// Mittzwanziger ohne viel Probleme - aber nun auf dem Land, so könnte man den Link zu dem Kölner Duo „colin“ setzen; nun, die wirken in Wirklichkeit noch jünger als Ley, und unter ihrem Indiepop auf Englisch diesmal schlummern schon auch Risse und Abgründe, und dennoch oder gerade deshalb flimmern hier einfache, schöne Melodien durch ihren neuen Song, der „7“ heißt. „2 guys making indiepop“, schreiben die beiden über sich selber - so einfach und schön ist das. /// Wieder ein paar Jahre älter sind die vier Mitglieder von „Die neue Zärtlichkeit“, aber auch sie sind nicht alt genug, um in den 80ern schon gelebt zu haben, aber in letzter Zeit gibt es ja viele Musiker:innen, die dieser Umstand nicht davon abhält die 80er wieder-erklingen zu lassen. Der Synthie-Pop dieses Quartetts ist versierter Wavemit heutigen Soundmitteln direkt aus den 80ern importiert, während die Lyrics des neuen Songs „Traum von Dir“ Liebe als Trotz gegen die Abgefucktheit der Welt feiert: „Kaltes Eis wo einmal Erde war / Unsere Luft sie leuchtet Nuklear / Und jeder weiß dass bald das Ende naht, egal / Ich träume von dir / Ich / träume von dir / Soll diese Welt doch untergehen / Ich bleib hier und träum von dir.“; und dann kommt auch noch ein Gitarrensolo: Prima Band, prima Song, prima Zeitreise. /// Wirklich aus den 80ern sind natürlich OMD, die immer noch oder vielmehr wieder mit drei Gründungsmitgliedern beisammen sind und nicht nur ihr musikalisches Erbe verwalten, sondern auch hin und wieder neue Singles heraus bringen - und nun Ende Oktober auch ein ganzes Album. Von eben diesem ist nun der Titelsong vorab erschienen: „Bauhaus Staircase“ ist eine typische OMD-Uptempo-Nummer, die mit beiläufigem Beat und flächigen Synthiesounds einen unterkühlten Bombast sucht.; das mag redundant sein, aber ich liebe es. ///
Links:
Moritz Ley / Casanova / < video > (Premiere 25.08. um 15 Uhr)
colin / 7 / < video >
Die neue Zärtlichkeit / < website >
OMD / Bauhaus Staircase / < video >
Kommentare