/// Augen auf beim Deutschpopkauf & Die Freitagskolumne treffen sich /// Ehrlichkeit ist eine Tugend - da trifft die Band Jante den nagel auf den Kopf: Jemand, wahrscheinlich ein Paar, war bei jemandem, wahrscheinlich auch ein Paar, zum Essen und zum Spielabend eingeladen: „Doch irgendwie, wenn ich ehrlich sein soll, jetzt wo wir uns besser kennen, find’ ich euch gar nicht mal so toll, und die Stimmung ist gedrückt, weil sich keiner traut zu sagen, was doch offensichtlich ist: Lass uns bitte bitte keine Freunde sein.“ - den Song finde ich prima, zumal ich über die Situation eines misslungenen Paar-Abends mal ein recht pessimistisches Stück geschrieben habe. Wenn die vier Personen in „Herr Kolpert“ so ehrlich gewesen wie die in dem Song von Jante, es wäre uns viel Theaterblut erspart geblieben; und ich wäre heute allerdings auch kein Theaterautor. Aber hier soll es ja um Pop gehen: Prima Band, prima Thema, melodischer Gitarrenpop, prima Song: Danke! /// Bisschen rauher geht es im Allgemeinen bei der Band „Kicker Dibs“ zu, aber die Veröffentlichung ihres Album „Die Pointe“ flankieren sie jetzt mit dem Song „irgendwo“, der mutmasslich mal als Ballade geplant war und jetzt doch als Song eher Uptempo geworden ist. Aber ist ja auch wurscht: „Ich will irgendwohin mit dir“, heißt es im Refrain, und da ist natürlich eine herrliche Rockzeile; überhaupt: So beiläufig „selig“ machenden Gitarrenrock hört man nicht alle Tage - wenn es solche Bands nicht mehr gibt, können wir’s auch gleich lassen. /// Wer den Neo-Hype und das Comeback der Poptugenden der NDW noch immer nicht glaubt, dem sei auf die Band „Die neue Zärtlichkeit“ verwiesen, die heute ihre zweite Single „Ein Replikant geht durch die Wand“ veröffentlichen: Butterzarter Synthiepop, zurückgehalten produziert und gesungen, dass man sich in der Lakonie an die „Dreiklangdimensionen“ von Rheingold erinnert fühlt: „Traurige Roboter lesen Zeitung, traurige Roboter sitzen auf Arbeit.“ - irgendwo zwischen konstruierter Naivität und angeeigneter Technikskepsis findet dieser NDW-2.0 seine Skizze, die sich dann schon als Ausformulierung entpuppt. /// Nico Gomez hat mit seiner letzten Single im wehmütigen Pianopop gebadet, sein neuer Song heißt „Keine Lust“ und ist eher wieder tanzbarer Synthiepop: „Verpass meiner Todoliste einen Arschtritt.“, heißt es darin - das ist nicht so unbedingt meine Wiese, aber als Song funktioniert das Ganze schon ziemlich gut, weil die Unlust hier euphorisch und lustvoll rüber kommt: Gegensätze können ja bekanntlich das Schmierfett von Pop sein /// Video-Links /// Jante /// Kicker Dibs /// Die neue Zärtlichkeit /// Nico Gomez ///
Auch Nico Gomez war zuvor bei The Voice of Germany ;)
https://www.youtube.com/watch?v=GMjG_uBdhrU
Gute Stimme!
Kommentiert von: Teufelchen | 02. Oktober 23 um 16:59 Uhr