260424 /// Die drei Songs umfassende, neue EP "Deep Drive" der Sängerin Mia Mara (mit der neuen Single "Pulverfass") ist astrein gemachter, zeitgemässer Pop, der nach House und Trap klingt - ungewöhnlicher Weise aber auf verfremdendes Autotune verzichtet. Dadurch drängt die ohnehin präsente Stimme von Mia Mara erst recht in den Vordergrund, obgleich auch sie auf effektvolles Aussingen verzichtet - sie trägt ihre Songs lakonisch, nahe am Sprechen vor. Vor allem im Unterschied zum stimmlichen Umgang bei ähnlicher House-Pop-Musik entsteht dadurch eine Form von auf zweiter Eben doch wieder künstlicher Authentizität - das finde ich ungeheuer interessant, auch wenn sich die Empowerment- und Selbstvergewisserungs-Songtexte sich sicherlich nicht an alte weiße Männer richtet - und ich bin einer. Will sagen: Nicht meine Wiese, diese Songs, aber in allen Belangen verdammt gut gemacht. /// < Linktree > /// Würde man den neuen Song der Schweinfurter Band „Sondermarke“ ohne Gitarren abspielen können, würde man eventuell Synthiepop hinter dem Genre vermuten - mit Gitarren hört sich der Song eher nach Punk unter eine Glasglocke an, der, würde man den Deckel anheben, eskalieren würde, aber die Power-Riffs bleiben dressiert, und so hören sich Sondermarke an wie im weiten Feld zwischen Punk und Deutschpop. Das flutscht und macht Spass, aber bleibt in der Summe auch ein wenig unwütend. In Jedem Fall stellt sich hier eine Band vor, die man gerne mal live sehen würde. /// < YouTube-Channel > /// Und dann haben wir heute noch echten Synthiepop garantiert ohne Gitarren im Portfolio: "Dreams Come True" von „The Cool Caps“ haben Sounds und Harmonien aus den 80ern importiert und klingen wie eine Jan-Böhmermann-Parodie auf „Modern Talking“ - wenn man das hört, fragt man sich die ganze Zeit: Wie zur Hölle ist das jetzt gemeint? Ich fürchte zwar, es ist genauso gemeint, wie es daher kommt, aber so lange man selber noch die Annahme ins Hören mitnimmt, das Ganze könnte ironisch sein, kann man es geniessen. /// < Video > /// Aber „Es ist noch nicht alles verloren“ sagen „Figur Lemur“ mit ihrer neuen Single, die einer EP gleichen Namens voraus geht. Der Song ist das Porträt einer Eckkneipe in Bochum und surft daher auf Beat, Melancholie, Aggression und Poesie: In einem Moment zieht sich die Musik in Synthie-Breiten, im nächsten kommt eine Drum & Bass-Beat, und der Rapper will singen oder der Sänger will rappen - was hier atmosphärisch eingefangen wird, ist mehr als man einem Song zutrauen würde, und dementsprechend ist das Ganze auch recht wacklich. Aber ungeheuer faszinierend. Eine echte Entdeckung. /// < Video > ///
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