Wenn das verflixte zweite Album so toll ist, muss es eine gute Band sein: Varley
Der Opener ist schon mal verwegen: Im Song „Face To Punch“ folgen auf eine zweimalige Strophen-Struktur mit merkwürdiger Akkordfolge zwei Bridges, von denen die zweite sich als Refrain entpuppt, während der nominelle Refrain Schaltstelle zu Bridge und Refrain zu sein scheint, obgleich noch gar keine zweite Strophe erklungen ist - wer solche Songs bastelt, hat mutmasslich schon mehr zu erzählen, und in dem Album, von dem wir hier sprechen, ist das auch so: „I had a dream that you were dead / Remembered every shitty thing I ever said“ sind die ersten Zeilen besagten Openers und des ganzen nach diesem Opener benannten Albums - es geht also um eingebildete Reue, Angstzustände und Selbstzweifel in dieser Musik, die in Pop-Folk herab regnet und immer mit zweiter Tür, in erster Instanz harmlos aber nie versöhnlich daher kommt. Ständige Breaks, überraschende Harmoniewechsel und schnörkelloser Gesang setzen die erwähnten Themen musikalisch um.
Spätestens im siebten Song, „Hate Myself“, denkt man dann: Die Cardigans sind reinkarniert in dieser Berliner Band „Varley“ - solch menschlichen Abgründe in vordergründig blubbernde Melodien zu verpacken, dass perfekter Pop draus wird, das können nicht viele Bands: Saugut!
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