Warum bezieht sich ausgerechnet Rea Garvey auf Deutschpop?
Der grundsympathische Rea Garvey hat ein neues Album veröffentlicht. Zwar ist der Poprocksänger vermutlich nicht mehr im direkten Sinne davon abhängig neue Musik zu veröffentlichen (nicht einmal touren müsste er vermutlich), denn aus rein ökonomischer Sicht ist der gebürtige Ire inzwischen ein Allrounder, der in der Schnittmenge zwischen Casting-Show, Unterhaltungs-TV und Pop-Fernsehen seine Identität gefunden hat. Aber natürlich speist sich eben diese Identität aus der Tatsache, dass er an sich Musiker ist, und um dies in Erinnerung zu rufen, kann eine neue Platte zumindest nicht schaden, und, so weit so gut - seine Alben erreichen auch nach wie vor die Top-Ten der Albumcharts in Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Da nimmt es zunächst nicht nicht wunder, dass Garveys Musik sich auch auf Pop aus dem deuschsprachigem Raum zu beziehen scheint: Synthie-Flächen mit akustischen Gitarren, echo-breite Stimmen mit geschichteten Ouh-Oh-Chören, sich öffnende Refrains in gedämpfter Euphorie - eine Musik, die Probleme zu erörtern scheint, die es nur in ihr gibt und daher nie aus sich heraus findet - man könnte also sagen: Deutschpop mit englischen Texten.
Aus zwei Gründen verblüfft dieser Popentwurf aber doch: Zum Einen ist Deutschpop derzeit ein geschrumpelter Riese im Koma: Vom Schlager überrumpelt und in die Ecke gedrängt ist unklar ob das Genre noch mal zu erwecken ist. Und zum Anderen hat Rea Garvey den Deutschpop auch gar nicht nötig denn ein gewisses Gespür für popblubbernde Melodien im Rockgewand hat er ja schon - wenn er sich Mühe gäbe, käme vielleicht irgendwann noch mal ein Ohrwurm wie „Supergirl“ heraus. So sehr man der Musik auf diesem neuen Album „Halo“ also irgendwas Positives abgewinnen möchte, so wenig Chancen hat man da: Diese Platte hat nicht einen originellen Gedanken, nicht eine verblüffende oder auch nur eingängige Melodie - sie dudelt so vor sich hin und irgendwann ist sie dann vorbei.
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