::: Songs zum Sonntag ::: 110125 ::: heute neu ::: Eine Solidargemeinschaft jenseits von Ausgrenzung und Diskriminierung fordert Roland Kaiser in seinem neuen Song „Achtung und Respekt“. Darin singt Kaiser über das Begriffspaar seines Songtitels: „Hab'n sich auch manche gegen sie verschworen / Wir dürfen sie niemals verlier’n / Denn wer sie verliert, hat alles verloren, was uns menschlich macht / Was uns menschlich macht.“ Man könnte diesem Lied Naivität vorwerfen, aber dass sechs Wochen vor den Bundestagswahlen ausgerechnet Roland Kaiser daher kommt und einen Politsong veröffentlicht, der zweifelsfrei ein humanes und linkes Gesellschaftsbild idealisiert, ist eine wunderbare Sache, denn Kaiser erreicht mit seiner Botschaft sicherlich andere Kreise als Musiker:innen, von denen man ohnehin eine linke Gesinnung erwarten würde. Vor allem schafft es Kaiser mit seinem Lied eine dem Schlager innewohnende Emotionalisierung für seine Botschaft zu nutzen, und diese Aufladung des Schlagers mit politischer und gesellschaftlicher Utopie ist ein Kniff, denn nur wenige beherrschen - nun kenne ich mich in dem Genre nicht so gut aus, aber schätze, man muss zu Udo Jürgens zurück denken, um Songs zu finden, wo das gelungen ist. So blöd das klingen mag, aber der Popticker ist Roland Kaiser unendlich dankbar für diese Veröffentlichung. ::: Gänzlich andere Wiese: Thelma Malar beschreibt ihrem neuen Song "the narcissist" die psychischen Fänge und Fallen, wenn man von einem Narzissten umgeben ist: „You want something I’ll never be, and I got so fucking hurt, but I’m always gonna be the awful awful bitch and …“ Lyrisch interessant ist, dass Thelmar Malar stets und bewusst Platz zwischen den Zeilen lässt, wie hier, so sie nicht benennt, was hinter dem „and …“ kommt. Musikalisch ist der Song im zeitgemässen Eilish-Franchise souverän durchproduziert: Blubbernder Bass, soul-flächige Synths, klopfende Beats und präsentes Recording einer zurückhaltenden Popsoul-Stimme, die ich sehr mag. Hier ist vielleicht noch kein wirklich treibend eigener Popstil gefunden, aber man hört dem Song einen unbedingten, eigenwilligen Drang an, und das allein ist überaus hörenswert. :::