Postironie
08. Oktober 23
::: neue Singles von Newcomern ::: Der britisch unterkühlte Soul oder RnB oder beides unterspült nach und nach den globalen Pop mit seiner postironischen Dancebarkeit und seiner 90er-Attitüde. Nicht nur im Hyper-Minstream kommen die Popentwürfe von Rita Ohra (aus dem Kosovo, heute in London ansässig) oder Dua Lipa (aus Albanien, heute in London ansässig) an, jetzt geht das los, dass diese von noch jüngeren Künstlerinnen nachgebaut und eigen-variiert werden. Womit wir bei Leonora wären, eine junge Wuppertalerin, die mit dem heutigen Erscheinen ihres Songs „Mamas Favourite“ eine 5-Track EP komplettiert - und dieser neue Song ist mitreissend funky und zeitgemäss produziert - gute-Laune-Uptempobeat-Soul wie eine Schwebebahn - prima. ::: YouTube Audio
::: Eine merkwürdige Härte sucht Fahrlænd, das Projekt des Sängers und Musikers Daniel Fahrländer. Er sucht diese Härte aber nicht mit den Soundmitteln des Rock, sondern mit denen des Elektropops. Verzerrte Synthieflächen, stolpernde Beats und etwas nöliger Gesang prägt seine neue Single „kaputt“; die mit dem O-Ton des Meme gewordenen Tischzertrümmerers Nikel Palat beginnt: „… und deshalb mache ich jetzt diesen Tisch hier kaputt“ - ein wenig hinkt der Song selber dann der Wut des ehemaligen Ton-Steine-Scherben-Managers
hinter her - und dennoch denkt man: Alles, was diese Musik erreichen möchte, ist, so weit man das beurteilen kann, gut in die Tat umgesetzt, aber ich kann mit dieser Tat nicht so viel anfangen; ausser vielleicht zu rufen: Ironie kann manchmal auch Spass machen. ::: YouTube Video ::: Würden Scooter einen Song namens „Kaffkiez“ machen, würde HP Baxxxter wahrscheinlich „How much is the Kiez in diesem Kaff?“ rufen. Fraglich, ob das funktionieren würde, aber es ist eben auch umgekehrt: Die Band Kaffkiez hat einen Song namens „Scooter“ gemacht, in dem die Zeile „Kommst eh nicht lebend raus sagte Scooter irgendwann“ vorkommt, und mit diesem Scooter könnten tatsächlich die Techno-Ruf-Formation „Scooter“ gemeint sein. Davon unabhängig ist der Song aufbauend - ohne viel Ansprüche, was irgendwie eine sympathische Attitüde ist: „Es ist ok wie es ist .Ich hab vor morgen manchmal Schiss. Das ist ok. Keine Sorge ich komm klar. Bin ab
morgen wieder da. Doch bin ok“; der komprimierte Poprocksound, der hier den Ton angibt könnte für meinen Geschmack etwas ruppiger sein, aber das ist eine sympathische Band. ::: YouTube Video ::: Und dann noch mal recht klassischer Deutschpop. Mh, nee. Deutschrock. Was aber ist Deutschrock? „Ich hänge mich auf an Deiner Welt“, singen farbfilter. zu klassischem Rockriff - auch hier kann man nicht anders, als die Band, die diesen Song „Schwarzer Sommer“ spielt, mögen - wenn es solche nicht mehr gibt, kann man alles Andere auch bleiben lassen, auch wenn ehrlich sagen muss: Dieser schwarze Sommer setzt sich mir nicht im Ohr fest. Aber da höre ich weiter hin, wenn was mit diesem Farbfilter daher kommt. ::: YouTube Video :::