::: 230924 ::: Als sich irgendwann Ender der 70er, Anfang der 80er aus dem Punk-Überdruss der Postpunk schälte, speiste der sich aus zwei Gegenideen: Zum einen gab es die, die die Musik wieder mit Melodien füllen wollten, und zum Anderen die, die Elektronik und Synthesizer für sich entdeckten. Irgendwo zwischen diesen beiden Polen fächerte sich das auf, was wir heute Postpunk nennen, und obgleich diese Übergangs-Genres meistens welche sind, die am weniger von Retrowellen mitgerissen werden, hören wir heute Postpunk allerorten. Er klingt auch in der neuen Single von „Yodelice" durch, die „Let us never hit the ground“ heißt und mit elektronischem Beat, Synthieflächen und verhallten Gitarren-Schlenkern um die Ecke kommt; als hätte eine Joy Division-Coverband einen eigenen Song geschrieben. Irgendwie fehlt hier der letzt Kick an Willen, zu erzählen, wo diese Popmusik hin will, aber gut gemacht ist das allemal. :::
"Let us never hit the ground" air YouTube < hier >
::: Scheinbar verlangsamte Breakbeats mit etwas gedrücktem Falsett besungen und dahinter stöbern verzerrte Gitarrenlinien durch den Soundentwurf - wo sind wir denn nun gelandet? Bei der neuen Single von Sid Vision, der also zumindest dem Namen nach auch als Postpunker bezeichnet werden kann, aber wenn man ein Genre für den neuen Song „OTB“ benennen müsste, und zum Glück muss man es ja nicht, dann würde ich sagen, wir haben hier mit experimentellem Deutschpop zu tun. Was also es nicht alles gibt. :::
Sid Vision auf YouTube < hier >
::: Vielleicht kein Experiment - aber ein paar jenseitige Ideen wünscht man sich für die neue Single des Killerpilze-Sängers Jo Halbig dann schon: „Stark“ plätschert ein wenig orientierungs- und nahezu melodielos, ganz nah am Sprechduktus dahin. Per se hat hier jemand alles richtig gemacht: Breiter Bandsound irgendwo zwischen Indierock und Deutschpop-Folk, gute Hook im Refrain, aber eben, ja: „Wo bleibt die Melodie?“, will man dem Songwriting-Camp hinterher rufen. :::
Jo Halbig YouTube-Channel < hier >
::: Wir bleiben beim Deutschpop, jenes Genre also, das ökonomisch zwar tot scheint - sich aber über mangelndem Nachwuchs sicher nicht beschweren kann: Auch der Sänger, der sich Kahro nennt, veröffentlicht heute seine neue Single „Rot und Gelb“; und das ist eines von diesen Liedern, deren Strophenzeilen immer nur bis zur Mitte des Riff-Durchgangs andauern, wonach man dann immer gefühlt zu lang auf die nächste Zeile wartet - nimmt irgendwie Tempo und Spannung raus. Auch zum Refrain steigert sich das Ganze nicht so recht, so dann ich der Summe glaube: Dieser Song könnte ein wenig schneller als im hier verwendeten Uptempo deutlich besser funktionieren, zumal das Thema Einsamkeit eine gewisse Intensität gut vertragen könnte - der Song also ist in seiner Idee aller Ehren wert aber in seiner Ausfertigung doch einfach ein wenig langweilig. Aber ach, irgendwie auch völlig okay. Wenn wir sowas nicht mehr hätten, gäbe es bald auch nichts Anderes mehr.
Kahro Website < hier >