/// Neue Songs vom Freitag den 05.04.2024 /// Das Genre Pop als solches ist nicht nur in seinen Melodien und Rhythmen im Grunde ausbuchstabiert - auch in seinen Verheissungen, Effekten und Ironie-Patterns. Und in seinen Einflüssen. Wer was auf sich hält, packt mindestens 5 Sub-Genres in einen Song, und Popmusik heute, sei sie Indie oder Mainstream, entsteht immer auf dem Bett der potentiellen Verfügbarkeit allen Pops, und immer hören wir also andere Lieder, Stile, Einflüsse. Das ist auch bei der Band „Varley“ nicht anders, auch nicht bei ihrem leicht unterspanntem, neuem Song „same old kid“ - Folk-Pop mit charmanten Dahbap-Chören, trockenem Bassdruck von unten und stimmlicher Lakonik der Sängerin Claire-Anne von oben - fertig ist die Laube. Und diese Laube des deutsch-irischen Trios erzählt von einer eingegangen Freundschaft, so dass sich der Laubensong von innen heraus auch mir Melancholie auflädt: Eine keineswegs pessimistische Poptraurigkeit spricht aus dieser Musik, die also alles hat, was guter Pop braucht, aber all dies Alles vielleicht noch nicht zu 110 Prozent zusammen hält. Aber echt schön! /// „Wenn ein Song mit „Du hast Deine Morgenroutine, ich habe meine Kaffeemaschine“ anfängt, finde ich das erstmal schon mal wahnsinnig sympathisch, und wenn dann in Zeile 5 und 6 der Reim mit den Worten „Termine“ und „Aubergine“ noch mal aufgegriffen wird, dann hat mich das Lied eigentlich - auch wenn es zurückhaltend daher hopst wie eine Ed-Sheeran-Coverband, nein nein, diese Sängerin, die „weesby“ heißt, hat mit „Selbstopti“ einen prima Deutschpopsong über das Gegenteil des Titels gemacht: Es geht mehr um die Weigerung der Optimierung; und dass diese auch wieder anstrengend sein kann. /// Im gewissen Sinne hat die neue Single von Alenna Rose dasselbe Thema, denn das titelgebendes „Gutes Mädchen“ möchte die Sängerin natürlich nicht sein. Während weesby besagte Optimierungsverweigerung mit den Mitteln der Melancholie sichtbar macht, geht Alenna Rose den Weg der Ironie und holt sich eine Prise NDW ins Boot. Da muss man schon fast wieder ein wenig aufpassen, denn die neue neue deutsche Welle ist kurz davor, wieder zu nerven und abzuebben, bevor sie richtig in Schwung kam. Dennoch ist „Gutes Mädchen“ nicht nur retro sondern auch und irgendwie heutig und vor allem irgendwie lässig und da Pop also auch primstens. /// Wie man der Falle vomn zuviel NDW-Referenz entgehen kann, indem man kurzer Hand einen eigenen Stil für sich findet, kann man nach wie vor bei „ok.danke.tschüss“ lernen: Ihre neue Utopie in Songform „Das neue Normal“ ist fröhliches Schwelgen in Ideen, wie schön es wäre, wenn es schön wäre - das ist eben das schöne an Pop: Kurze Zeit kann plötzlich alles gut sein - Eva Sauter kann Texte schreiben, die das auslösen. ///
Links:
/// Varley < Website> /// weesby < YouTube-Channel > /// Alenna Rose "gutes Mädchen" < Video > /// ok.danke.tschüss < website > ///