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Fluffige Welt

Wunderbare Musik von Tania Saleh aus dem Libanon

 

Die gleichsam sehr persönliche wie auch höchst politische Musik der libanesischen Sängerin Tania Saleh ist für mich die erste hinreissende Pop-Entdeckung in diesem Jahr - ihr vor zwei Wochen erschienenes Album „10 A.D.“ höre ich derzeit beim Kochen und Entspannen. Der Titel steht hier im Übrigen nicht für „anno domini“, oder zumindest nicht nur, sondern für „after divorce“ - die Platte Slehfeiert sozusagen ihren Scheidungs-Geburtstag. Auf Deutschlandfunkkultur sagte Tania Saleh dazu letzte Woche: „Ich wollte über mein Leben in diesem Land als geschiedene Ehefrau sprechen.“ Gleichzeitig eben ist der Titel mit seinem Verweis ins Altertum Teil ihrer Mission: „Mittelalterlich mutet es an, dass im Libanon nach wie vor religiöse Gerichte und die Scharia-Gesetzgebung über Heirat, Scheidung, Unterhalt oder Sorgerecht urteilen.“ - die Wut und Verzweiflung, die Saleh in Musik giesst, merkt man den Liedern zunächst einmal nicht an, man muss sie sich, wenn man kein Arabisch spricht, anlesen oder eben im Radio dazu-hören, denn ihre Musik klingt an sich versöhnlich. Doch natürlich schlummert genau in diesem scheinbaren Widerspruch ihr Reiz: Klavierballaden, ziehen sich in arabischen Harmonien mit chanson-haften Streichern, jazzigen Upbeats und getragenem Gesang in die Breite, Synthies, Oud und Bläser verorten die Lieder in der Welt, in der Schönheit. Tania Saleh kann beiläufig wie im Pop singen, Pathos wie im französischen Chanson erzeugen, sie findet zu spoken-word performances auf fluffigen Rhytmen, und urplötzlich kann sie auch rappen und schichtet ein E-Gitarrensolo auf leise Lieder. Ich komme nicht von dem Begriff, der Weltmusik los, den viele inzwischen ablehnen, aber wenn man Welt in der Popmusik hat, trifft er doch zu. Jenseits dieser Frage ist „10 A.D.“ eine famose Platte.


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